research

Dispositionale Einflüsse auf Motivationsgewinne von schwächeren Gruppenmitgliedern

Abstract

Während in der Gruppenforschung lange Zeit vorwiegend Motivationsverluste während der Gruppenarbeit im Vergleich zu Einzelarbeit untersucht wurden (z.B. „soziales Faulenzen“; „Trittbrettfahren“), gibt es seit einigen Jahren vermehrt Hinweise darauf, dass unter bestimmten Umständen Personen während der Gruppenarbeit auch höhere Anstrengungen im Vergleich zu Einzelarbeit entwickeln können. Solche „Motivationsgewinne in Gruppen“ wurden sowohl für leistungsstärkere (z.B. Williams & Karau 1991) als auch für leistungsschwächere Gruppenmitglieder berichtet (z.B. Hertel et al. 2000). Schwächere Gruppenmitglieder erbringen vor allem dann Höchstleistungen, wenn ihr Beitrag zum Gruppenergebnis unverzichtbar ist oder aber wenn sozialer Wettbewerb ausgelöst wird. Neuere Studien weisen darüber hinaus darauf hin, dass die Relevanz dieser beiden motivationalen Prozesse durch personale Faktoren moderiert wird. So zeigten Frauen bspw. eher Motivationsgewinne aufgrund sozialer Verantwortung, während bei Männern häufig sozialer Wettbewerb bedeutsamer ist (s. Weber & Hertel 2007). In einem Online-Experiment (N = 50 Frauen und 38 Männer) mit einem 2 (Aufgabenstruktur: konjunktiv vs. koaktiv) x 2 (Einzel- vs. Gruppenarbeit) Design wurde erstmals überprüft, inwiefern dispositionale Faktoren im Zusammenhang mit sozialen Wertorientierungen Motivationsgewinne in Gruppen moderieren. Dabei sollten die Probanden in einem fiktiven Online-Reisebüro Pauschalreisen für Kunden alleine bzw. in Zweierteams zusammenstellen. Die Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass stärker wettbewerbsorientierte Personen Motivationsgewinne aufgrund von sozialem Wettbewerb, und stärker gruppenorientierte Personen Motivationsgewinne aufgrund der sozialen Unverzichtbarkeit ihres Beitrags für die Gruppe zeigen. Praktische Implikationen für die Gestaltung von virtuellen und konventionellen Gruppen werden diskutiert

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