Im menschlichen Vollblut können zwei Monozytensubpopulationen unterschieden werden,
die „klassischen“ CD14++CD16-DR+ Monozyten und die proinflammatorischen
CD14+CD16+DR++ Zellen. Letztere machen nur ungefähr zehn Prozent aller Monozyten aus
und sind bei zahlreichen Erkrankungen im zentralen Blutpool stärker vermehrt als die
klassischen Monozyten.
Bei der Erysipelerkrankung, einer lokalisierten Hauterkrankung durch Streptokokken, konnte
am Tag der Diagnosestellung (Tag 1 der Studie) eine stark erhöhte CD14+CD16+
Monozytenzellzahl mit einem Mittelwert von 150,4 ± 69,3 Zellen / µl Vollblut bei 11
Patienten gemessen werden, während ein Patient eine niedrige Zellzahl aufwies (35,4 Zellen /
µl, Kontrollspender 48,7 ± 19,9 Zellen / µl). Dabei waren die klassischen Monozyten der
Erysipelpatienten im Vergleich zu denen der Kontrollpersonen um den Faktor 1,7 nur mäßig
erhöht. Bei vier Patienten, bei denen die CD14+CD16+ Monozyten am Tag 1 vermehrt waren,
kehrten die Zellzahlen innerhalb von fünf Tagen unter antibiotischer Therapie in den
Kontrollbereich zurück.
Die Patienten zeigten eine beschleunigte Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BKS),
eine erhöhte Körpertemperatur und ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP), sowie erhöhte
Interleukin (IL-6)- und Macrophage-Colony-Stimulating-Factor (M-CSF)- Serumspiegel auf.
Unter diesen klinischen Entzündungsparametern korrelierten am Tag 1 nur die
Körpertemperatur und der CRP-Spiegel signifikant mit den Zellzahlen der CD14+CD16+
Monozyten.
Außerdem wurde die Tumornekrosefaktor (TNF)- Produktion bei beiden Populationen mit
Hilfe der Dreifarbenfluoreszenzanalyse am Durchflusszytometer untersucht, zuerst nach
Stimulation von Vollblut gesunder Probanden mit Lipopolysaccharid (LPS). Dabei konnte in
den proinflammatorischen Monozyten im Vergleich zu den klassischen Monozyten ein
dreifach erhöhter Median der Fluoreszenzintensität für das TNF-Protein gemessen werden.
Bei den Patienten wurde anschließend die intrazelluläre TNF-Bestimmung nach ex vivo
Stimulation mit Lipoteichonsäure (LTA) durchgeführt, einem typischen Bestandteil der
Streptokokkenzellwand.
Messungen zum Vergleich der LPS- mit der LTA-Stimulation bei gesunden Probanden
zeigten keinen Unterschied auf, da die TNF-Expression der proinflammatorischen Monozyten
im Vergleich zu den klassischen Monozyten nach Stimulation mit LTA ebenfalls um das
Dreifache erhöht war.
Im Gegensatz dazu zeigten die CD14+CD16+DR++ Monozyten der Erysipelpatienten
verglichen mit den entsprechenden Zellen gesunder Kontrollspender eine zweifach niedrigere
TNF-Expression, wobei gleichzeitig die TNF-Expression der klassischen Monozyten
unverändert blieb. Demzufolge produzierten die CD14+DR++ Monozyten der Patienten ex vivo
weniger TNF als die klassischen CD14++DR+ Monozyten derselben.
Diese Ergebnisse zeigen auf, dass die proinflammatorischen CD14+CD16+DR+ Monozyten
bei Erysipelpatienten mengenmäßig vermehrt und selektiv tolerant gegenüber Stimulation mit
Zellwandbestandteilen von Streptokokken sind