Im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit über die Organisation und Regulation der Faktor HGenfamilie
wurden folgende drei Themenkomplexe bearbeitet:
Zur Aufklärung der genomischen Organisation der HF-Genfamilie wurden humane Mega YACund
BAC-Klone mittels Restriktionsanalyse, Southernblothybridisierung, PCR und Sequenzierung
analysiert. Alle Gene der Faktor H-Familie HF1- 5 konnten auf diesen Klonen lokalisiert werden,
d.h. diese Genfamilie liegt zusammen auf einem DNS-Abschnitt von ca. 400 kb auf Chromosom
1q32. Weitere HF1-verwandte Genabschnitte wurde identifiziert, die in die Nähe von HF3,
HF5 und F13B lokalisiert wurden. Flankierend zur Faktor H-Genfamilie wurden die Gene für
F13B und PCP-2 kartiert. Die Gene können wie folgt von telomer nach zentromer angeordnet
werden: PCP-2, HF1, HF4, HF2, HF5 gefolgt von HF3/HF6/F13B, deren Orientierung nicht
eindeutig festgelegt werden konnte.
Die Häufung der HF-Gene auf einem DNS-Abschnitt und deren Anordnung in Tandem-
Orientierung läßt vermuten, daß diese Genfamilie ihren Ursprung in Genduplikation hat. In
dieser chromosomalen Region werden Rekombinations-Hotspots vermutet, die eine erhöhte
Rekombinationsfrequenz verursachen infolge derer Duplikationen entstehen können. Durch
Fehler bei der Rekombination kann es jedoch auch zum Verlust von genetischem Material
kommen. Vermutlich kann man die Deletion im Bereich des HF2- und HF4-Gens, die bei
4-5% der untersuchten Probanden gefunden werden kann, durch einen solchen Mechanismus
erklären. Diese Deletion, ein genetischer Marker in dieser Region, kann nun mit einem einfachen
PCR-basierenden Test, festgestellt werden.
Die Isolierung und Kartierung des Faktor H-Genkomplexes erleichtert die Suche nach
Kandidatengenen für das hämolytisch urämische Syndrom (HUS), da die Region als
Kandidatenregion für dieses Syndrom identifiziert wurde. Es ist möglich, daß Faktor H oder
die Faktor H-verwandten Proteine eine Rolle bei der Entstehung dieser Krankheit spielen.
Ob die oben erwähnten HF2-Deletion eine Rolle bei der Pathogenese von entzündlichen
Erkrankungen insbesondere rheumatischer Arthritis, spielt, wurde an einem großen
Patientenkollektiv untersucht. Es wurde jedoch keine Korrelation zwischen Deletion und Erkrankung
gefunden.
Zur weiteren Untersuchung der Funktion der Faktor H-verwandten Proteine, wurde deren
Expression auf Protein und mRNS-Ebene untersucht. Faktor H und die Faktor H verwandten
Proteine 1 und 2 wurden im Liquor cerebralis entdeckt. Der Hauptsyntheseort im Gehirn für Faktor H scheint des Endothel des Plexus chorioideus und die Gliazellen zu sein. Die HFverwandten
Transkripte sind nur auf geringem Niveau nachweisbar. Die Transkription von HF1
ist in den allen getesteten Gliomazellinien mit IFNg stimulierbar. Faktor H verhält sich also im
Gehirn, ebenso wie in der Leber, als Akute-Phase-Protein und verhindert eine ungewünschte
Komplementaktivierung im Zuge von Infektionen, Verletzungen und Erkrankungen des Gehirns.
Durch die inflammatorischen Cytokine IL4 und IL6 wird die Transkription von HF1 nicht
beeinflußt.
Die HF1-verwandten Gene HF1- 5 sind in den Gliomazellinien nicht mit IFNg stimulierbar
und auch IL4 und IL6 zeigen keinen Einfluß auf die Expression dieser Gene. Im Gegensatz
zu Faktor H sind diese Proteine wahrscheinlich nicht an der Akute-Phase-Antwort des Gehirns
beteiligt. Welche Aufgabe ihnen zufällt ist offen