Die Magnetresonanztomographie wird in der derzeitigen Literatur als diagnostisches Mittel
der Wahl bei Pathologien der Rotatorenmanschette und als wichtigstes Diagnostikum in der
Evaluation von rekonstruierten Rotatorenmanschetten angesehen.
Präoperativ kann die Magnetresonanztomographie Aussagen über die Grösse und Lage der
Rotatorenmanschettenruptur und den qualitativen Zustand des Muskel- und Sehnengewebes
liefern.
In der vorliegenden Arbeit wurden bei 32 in die Studie eingeschlossenen Patienten mit 32
Schultern die kernspintomographisch prognostischen Faktoren ermittelt, welche zusammen
mit den erhobenen klinischen und operativen Befunden eine entscheidende Rolle für eine
erfolgreiche Rekonstruktion der Rotatorenmanschette darstellen. Im postoperativen
Nachuntersuchungszeitraum, der insgesamt acht Monate betrug wurde jeweils drei und acht
Monate nach der Operation eine kernspintomographische und eine klinische
Kontrolluntersuchung durchgeführt.
Durch die detailgetreue Darstellung der gesamten Rotatorenmanschette mittels
standardisierter MRT-Aufnahmen kann nicht nur eine exakte Diagnose gestellt werden,
sondern z.B. bei grossen RM-Defekten eine direkte therapeutische Konsequenz abgeleitet
werden. Bei Massendefekten wird die Abwägung zwischen rekonstruierenden
Therapieoptionen (Sehnennaht, Muskeltransposition) und palliativen Massnahmen
(arthroskopisches Debridement, Tuberkuloplastik) entscheidend erleichtert.
Auch im postoperativen Beobachtungszeitraum stellt die Magnetresonanztomographie ein
nichtinvasives, reproduzierbares diagnostisches Mittel von hoher Sensitivität und Spezifität
dar, was in dieser Arbeit gezeigt werden konnte.
Durch die Anwendung von zwei postoperativen MR-Kontrolluntersuchungen drei und acht
Monate nach der Operation konnte so eine Aussage über den Verlauf des
Einheilungsprozeßes der rekonstruierten Rotatorenmanschette gemacht werden. Besonders
eignet sich die Magnetresonanztomographie im postoperativen Zeitraum zur Differenzierung
der Patienten mit Rerupturen von den Patienten mit intakten Rotatorenmanschetten, welche
klinisch symptomatisch sind. Dies ist allein durch eine klinische Untersuchung nicht möglich.
Die vorliegende Studie zeigte, daß vor allem die ersten Monate nach der Operation eine
entscheidende Phase für die Einheilung der rekonstruierten Rotatorenmanschette darstellen.
49
Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie können pathologische Veränderungen der
Rotatorenmanschette, welche mit klinischen Symptomen einhergehen, als auch
morphologische Veränderungen der Gewebe diagnostiziert werden, die noch klinisch
asymptomatisch sind. Obwohl diese subklinischen Zustände meist noch keine klinische
Relevanz besitzen, sind sie doch von prognostischer Bedeutung für die stufenweise
voranschreitende Pathogenese der Rotatorenmanschettenruptur.
Die Verwendung von zwei postoperativen Kontroll- untersuchungen drei und acht Monate
nach der Operation ermöglicht eine Verlaufsbeobachtung des Einheilungsprozeßes der
rekonstruierten Rotatorenmanschette anhand der ermittelten prognostisch wichtigen MRParameter
in Korrelation mit den zugehörigen klinischen Befunden.
So konnten Rotatorenmanschettenrerupturen im postoperativen Zeitraum frühzeitig erkannt
werden und ein weiteres konservatives oder operatives Procedere rechtzeitig festgelegt
werden.
Ein signifikanter Rückgang der Signalintensität der rekonstruierten Rotatorenmanschette in
der T1- und der T2-Wichtung (p<0,0001), eine Reversibilität der fettigen Infiltration der
Muskulatur (p<0,0001), sowie eine Reversibilität der Muskelatrophie (p<0,05) und eine MRtomographisch
gesicherte Integrität der Rotatorenmanschette, in Verbindung mit steigenden
Constant-Scores kennzeichnen in der postoperativen Periode einen erfolgreichen
Einheilungsprozeß.
In der Rerupturgruppe zeigten die genannten MR-Parameter keine rückläufige Tendenz und
unterschieden sich somit signifikant von der Intaktgruppe.
Durch die Anwendung standardisierter präoperativer und postoperativer MRT-Protokolle
konnte erstmals die Aussagekraft der präoperativen und der beiden postoperativen MRTBefunde
im Verlauf für den Einheilungsprozeß der rekonstruierten Rotatorenmanschette
beurteilt und miteinander verglichen werden.
Da sich die präoperativen MRT-Befunde der T1/T2-Signalintensitäten, der fettigen
Infiltration des Muskels, der muskulären Atrophie und der Rupturgrösse der postoperativ
intakten Rotatorenmanschetten nicht signifikant von denen der postoperativ rerupturierten
Rotatorenmanschetten unterschieden, konnte für die präoperativen MRT-Befunde lediglich
eine prognostische Wertigkeit für den Einheilungsprozeß der Rotatorenmanschette
nachgewiesen werden.
Im Gegensatz dazu ermöglicht die signifikant unterschiedliche Ausprägung der oben
genannten MRT-Befunde zwischen der Intaktgruppe und der Rerupturgruppe im
50
postoperativen Zeitraum in Korrelation mit den zugehörigen klinischen Befunden eine exakte
Aussage über einen gelungenen Einheilungsprozeß der rekonstruierten Rotatorenmanschette.
Vor allem bei postperativ symptomatischen Patienten welche über keine Reduktion der
Schmerzsymptomatik, eine anhaltende Bewegungseinschränkung oder ein persistierendes
Kraftdefizit berichten ist es empfehlenswert eine MRT-Untersuchung durchzuführen, um den
Status der rekonstruierten Rotatorenmanschette zu überprüfen. Alle kernspintomographischen
Befunde sollten allerdings stets in enger Korrelation mit den klinischen Befunden bewertet
werden