Research Institute of Organic Agriculture FiBL, Frick
Abstract
Die Schweizer Direktzahlungspolitik zugunsten der Landwirtschaft ist seit einiger Zeit wieder Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Von verschiedenen Seiten wird u.a. bemängelt, dass das bisherige System keine optimalen Anreize für die Erbringung von multifunktionalen Leistungen bietet (Bosshard und Schläpfer, 2005; Mann, 2005; Rentsch, 2006; Schläpfer, 2006). Der Bundesrat hat deshalb im Juni 2009 vorgeschlagen, die Direktzahlungen künftig auf die von der Bevölkerung gewünschten gemeinwirtschaftlichen Leistungen der Landwirtschaft auszurichten (Bundesrat, 2009).
Für die Fachorganisation Vision Landwirtschaft gehen diese Überlegungen grundsätzlich in die richtige Richtung. Allerdings fehlt ihr bei den derzeitig bekannten Reformvorschlägen eine konkretere Ausgestaltung. Um die Verfassungsziele effizient zu erreichen, bedarf es ihrer Ansicht nach weitreichender Veränderungen in der Agrarpolitik (Schläpfer, 2009). Die Vision Landwirtschaft fordert u.a., dass die bisherigen allgemeinen Direktzahlungen, die 80% aller Direktzahlungen an die Bauern ausmachen, in Beiträge mit klaren Zielen umgewandelt werden. Hierzu hat sie ein alternatives Direktzahlungsmodell erarbeitet, dass aus drei Basisprogrammen (Beiträge für einen erweiterten ökologischen Leistungsnachweis, Erschwernisbeiträge und ÖLN-Plus-Beiträge), sechs Leistungsprogrammen für die die Honorierung von spezifischen Leistungen in den Kategorien Versorgung, Umwelt, Biodiversität, Tierwohl, Landschaft und Soziales sowie Übergangsbeiträgen zur Vermeidung von sozialen Härtefällen besteht (vgl. Anhang 1).
Um die möglichen Auswirkungen des Konzeptes abschätzen zu können, hat die Vision Landwirtschaft das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) beauftragt, für die Massnahmen, die im Modell FARMIS des FiBL abgebildet werden können, eine modellbasierte Analyse durchzuführen. Es handelt sich dabei um die Basisprogramme „ÖLN“, „Erschwernisbeitrag“ und „ÖLN-Plus“ sowie um einzelne Module der Leistungsprogramme „Biodiversität“ und „Tierwohl“ (siehe Abschnitt 3). Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und dokumentiert damit die Analysen, die im Weissbuch Landwirtschaft Schweiz (Bosshard et al. 2010) unter „Teilmodell 1“ und „Teilmodell 2“ beschrieben sind. Zunächst wird das verwendete Modell kurz beschrieben. Zur Erleichterung der Einordnung und Interpretation der Ergebnisse erfolgt im Anschluss eine Darstellung der zu Grunde gelegten Szenarien. Daran schliesst sich die Darstellung und Diskussion der Modellergebnisse zu den Auswirkungen der untersuchten Direktzahlungsmassnahmen an