Baculoviren sind als hoch selektive biologische Kontrollagenzien für Kohleulenraupen (Mamestra brassicae) seit längerem bekannt und ihre gute Wirksamkeit wurde schon in verschiedenen Gewächshaus- und Freilandversuchen nachgewiesen. Um die Kontrollsituation von Kohleulenraupen im ökologischen Gemüseanbau insbesondere bei niedrigen Temperaturen zu verbessern, wurden die eulenpathogenen Mamestra brassicae Nukelopolyhedrovirus (MbMNPV) und Mamestra configurata Nukleopolyhedrovirus (MacoNPV-A) als mögliche Kontrollagentien geprüft. Es konnte gezeigt werden, dass auch MacoNPV-A für M.brassicae pathogen ist. In vergleichenden Bioassays bei 24°C zeigten MbMNPV und MacoNPV-A keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich ihrer biologischen Aktivität gegenüber M.brassicae. In weiteren Bioassays wurden die konzentrationsabhängige Mortalität von M.brassicae im 2. Larvenstadium sowie die gefressene Blattfläche bei 24, 20, 16 und 12°C bestimmt. Im Vergleich zu 24 und 20°C waren die mittleren Letalkonzentrationen bei 16 und 12°C 100 bzw. 1000fach höher. Für eine mittlere Reduktion der konsumierten Blattfläche waren hingegen bei Temperaturen unter 20°C 10 bis 100fach höhere Konzentrationen notwendig. Durch die Neuformulierung von MbMNPV (Probis GmbH, Wiernsheim) konnte eine Wirkungssteigerung im Vergleich zu der nicht formulierten Virussuspension im Bioassay erzielt werden. In einem Freilandtest mit künstlicher Infestation in Kohlrabi konnte eine weitere Steigerung des Wirkungsgrades durch die Kombination mit dem Bacillus thuringiensis Präparat XenTari® im Vergleich zur Einzelapplikation der beiden Präparate erreicht werden. Eine breite Freilandtestung der Baculoviren-Präparaten gegen Kohlraupen bei kühler Witterung als Einzelpräparat und in Kombination mit Bacillus thuringiensis Präparaten sowie neuester Applikationstechnik für Ober- und Unterblattbehandlung wird empfohlen