Kammermusiktheater als gesellschaftspolitische Kritikform in der DDR der 1970er und 1980er Jahre

Abstract

UID/EAT/00693/2013Szenische Kammermusik – also kammermusikalische Kompositionen mit szenischen Elementen, wie bspw. Texte, Mimik, Gestik, Aktion, Tanz, Requisiten usw. – entwickelte sich in den letzten beiden Dekaden der DDR zu einem für zunehmend mehr Komponisten interessanten Werkzeug der Kritik: der Kritik am System DDR, der Kritik an der Doktrin des Sozialistischen Realismus, der kritischen Darstellung der eigenen Rolle im sozialistischen Staat und auch der Reflexion der Situation der zeitgenössischen Musik in und zum Teil auch außerhalb der DDR. Dabei geriet der Komponist nicht selten in Konflikte: Wollte er mit seiner kritischen Haltung und seiner avancierten Kompositionsweise wirklich Aushängeschild eines Staates sein, der ihn zwar zu Gastspielen in die BRD fahren ließ, ihn dabei aber natürlich auch als Aushängeschild der doch auch so liberalen DDR-Kultur missbrauchte? Oder sollte er es aus diesem Grunde ablehnen in den Westen zu reisen und sich mit lokaler Reichweite seiner Stücke und damit auch seiner Kritik begnügen? Damit verbunden sind auch gattungsimmanente Diskussionen, Debatten zur Kritik des musikalischen Materials sowie der Avantgarde-Diskurs, die in diesen Formen des Kammermusiktheaters der DDR ausgetragen werden. Die Widersprüchlichkeit der sozialistischen Kultur zeigt sich auch darin, dass gesellschaftliche Relevanz von Kompositionen sowohl für die kritischen Komponisten als auch für die Ästhetik des sozialistischen Realismus ein wichtiges Ziel darstellte, das ihnen, obwohl sie aus entgegengesetzten Richtungen und mit unterschiedlichen Zielen kamen, durchaus gemeinsam war.authorsversionpublishe

    Similar works