Fragen des Arbeits-, Tier- und Umweltschutzes bei der Schweinemast in verschiedenen Systemen unter besonderer Berücksichtigung mikrobieller Belastungen
Vor dem Hintergrund häufiger Atemwegserkrankungen bei Schweinen und landwirtschaftlich Beschäftigten war es das Ziel eines interdisziplinären Verbundprojektes, Belastungen von Mensch, Tier und Umwelt in ökologischen und konventionellen Haltungssystemen für die Schweinemast zu erfassen. Die Untersuchungen wurden in zwei konventionellen (Stall A, B) (BVT-Stall, 50% reduzierter Schlitzanteil, Zwangsbelüftung) und zwei ökologischen Ställen durchgeführt: Stall C (Praxisstall: Tiefstreu, freie Fenster-Lüftung), Stall D (Praxisstall: EU-Öko-VO, Trauf-First-Lüftung). Über 2 Mastperioden (je 3 Messungen; kalte / warme Jahreszeit) wurden die Parameter erfasst: luftgetragene Endotoxine, Schimmelpilze, Bakterien mit Differenzierung, arbeitsmedizinische Staubfraktionen, Materialproben, Staubfraktion PM10, NH3, CO2 und CH4, Lufttemperatur, Luftfeuchte. Die Beschreibung der Tiergesundheit erfolgte über serologische (Mycoplasmen, PRRS-, Influenza-A- und Circo-Virus) und koprologische (Parasitenbefall) Analysen und über Schlachtkörper- und Organbefundungen (Lunge, Pleura, Perikard, Leber).
Am Beispiel der Endotoxin-Konzentration wurden die z.T. sehr hohen biologischen Belastungen deutlich: Stall C (Median: 14.495 EU/m3), Stall A/B (5.544 EU/m3), Stall D (2.876 EU/m3). Personengetragene Messungen führten zu deutlich höheren Werten. Die CO2- und NH3-Konzentrationen lagen in allen Ställen im Durchschnitt deutlich unter dem Grenzwert von 3000 ppm bzw. 20 ppm. In Stall C und D war die CH4-Konzentration allerdings höher als in Stall A/B (oberer Bereich der Literaturangaben). Auffällige Lungenbefunde fanden sich bei ca. 45% der untersuchten Schlachttiere, unabhängig vom Haltungssystem; parasitäre Leberveränderungen wurden ausschließlich in den Ställen C und D ermittelt.
Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Ausführung, Dimensionierung und Regelung des Lüftungssystems sowie die Sauberkeit bzw. Hygiene und insbesondere das Betriebsmanagement im Stall und ihre Schlüsselrolle hinsichtlich der Freisetzungsmengen von Schadstoffen sowie der Tiergesundheit. Demgegenüber kommt der Klassifizierung der Haltungsumwelt durch die Einteilung in Haltungssystemen nur eine geringe Aussagekraft zu