research

Größere Discounter, kleinere Verbrauchermärkte und Onlineshops: Welche Rolle spielen die aktuellen Trends im Lebensmitteleinzelhandel für die Nahversorgung im ländlichen Raum?

Abstract

In den letzten Jahren sind im deutschen Lebensmitteleinzelhandel mehrere Entwicklungen hinsichtlich der Betriebsformen- und Standortstruktur festzustellen: Bestehende Discounterfilialen werden erweitert und neue Filialen werden mit Verkaufsflächengrößen weit oberhalb der in Deutschland geltenden planerischen Grenze des großflächigen Einzelhandels eröffnet; Discounter werden daher auch immer häufiger Gegenstand von Verträglichkeitsbeurteilungen in Planungsverfahren. Gleichzeitig sinkt die Marktbedeutung von großen Verbrauchermärkten bzw. SB-Warenhäusern und mehrere Supermarktketten bzw. -kooperativen treiben ein kleinflächiges Citymarkt-Konzept voran. Während Amazon und Rewe in ausgewählten Großstadtregionen einen Online-Lieferdienst für Lebensmittel aufgebaut haben, erweitern etablierte Supermarktketten ihr stationäres Angebot um einen online-gestützten Abholservice (Click and collect). Anhand eines regionalen Fallbeispiels aus dem ländlichen Raum (Südniedersachsen) untersucht dieser Beitrag, inwiefern diese Entwicklungen – konvergierende Marktgrößen und Cross-Channel-Einbindung im LEH – mit dem tatsächlichen Einkaufsverhalten der Bevölkerung in Einklang zu bringen sind. Denn die planerischen Ideale zielen auf eine intakte Nahversorgung ab, die in erster Linie als gute Erreichbarkeit übersetzt wird. Sprechen also „große“ Discounter oder Supermärkte mit einem Onlineshop überhaupt die Verbraucher an? Und: Relativieren diese Entwicklungen die hohe Relevanz, die der Erreichbarkeit in Nahversorgungsfragen zugesprochen wird? Konkret wird daher untersucht, welche Rolle die (betriebsformenspezifische) Verkaufsflächengröße und die Click-and-collect-Option – unter Berücksichtigung der Erreichbarkeit – für die Einkaufsstättenwahl im LEH spielen. Hierzu wird ein quantitatives Modell der Einkaufsstättenwahl aufgestellt und die Einflüsse anhand von empirischen Echtdaten zum Einkaufsverhalten überprüft. Interessanterweise zeigt sich, dass das Angebot eines online-gestützten Abholservices (bisher) keinerlei Effekt auf die Einkaufsentscheidungen der Kunden hat. Es lässt sich allerdings belegen, dass Verkaufsflächenerweiterungen bei Discountern die Kundenzuflüsse erhöhen, wobei dieser Effekt stärker ist als bei allen anderen Betriebsformen. Als wichtigste Determinante des Einkaufsverhaltens im LEH zeigt sich jedoch wieder einmal die Erreichbarkeit der Anbieter. Die Ergebnisse leisten einen Beitrag zu der Frage, wie Neuansiedlungen und Erweiterungen von LM-Märkten in Planungsverfahren ggf. differenzierter beurteilt werden können

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