<em>Arabidopsis thaliana</em> unter Wasserstress: Transkriptionsprofile der MIP-Familie und von Genen aus dem Stress- und Sekund&auml;rstoffwechsel.

Abstract

MIPs (major intrinsic proteins) sind eine Gruppe von Transport-Proteinen, die ubiquit&auml;r in Archaea, Pro- und Eukaryoten zu finden sind. Neben spezifischen Wasserkanalproteinen (Aquaporine) sind einige Mitglieder dieser Familie permeabel f&uuml;r andere kleine und ungeladene Molek&uuml;le, wie z.B. Glycerin. Als Grundlage zur Funktionsaufkl&auml;rung der 38 MIP-Mitglieder in A. thaliana wurden ihre transkriptionellen Reaktionen untersucht. Dazu wurde ein DNA-Array mit Sonden aus dem 3&acute;-untranslatierten Bereich dieser Gene entwickelt, der die Unterscheidung der oft hoch homologen Mitglieder auf Transkript-Ebene zulie&szlig;, wozu l&auml;ngere cDNA-Sonden nicht geeignet sind. Eine TIP1;2 cDNA-Sonde, die Teile der kodierenden Sequenzen enthielt, zeigte in einem Hybridisierungsexperiment eine 40 %-ige Kreuzhybridisierung mit dem homologen TIP1;1. Die Spezifit&auml;t der Sonden wurde in Zusammenarbeit mit dem Munich Information Center for Protein Sequences bioinformatisch &uuml;berpr&uuml;ft. Das stringente Auswahlkriterium dieser Analysen, woraufhin eine Sonde bis zu einer 70 %-igen Homologie &uuml;ber 70 bp nicht kreuzhybridisiert, konnte auch experimentell gest&uuml;tzt werden. Der Vergleich der Signalintensit&auml;ten einer 172 bp langen, spezifischen Sonde mit einer 774 bp langen cDNA-Sonde lie&szlig; zudem darauf schlie&szlig;en, dass die Spezifit&auml;t der verwendeten 3&acute;-UTR-Sonden die Sensitivit&auml;t nicht beeintr&auml;chtigte. Eine Organ-spezifische Expressions-Analyse zeigte, dass MIPs in allen untersuchten Organen (Wurzeln, Bl&auml;tter, St&auml;ngeln, Bl&uuml;ten und Schoten) exprimiert werden. Die meisten MIPs (24 von 38) und die h&ouml;chsten Expressionsniveaus wurden in der Wurzel detektiert. In Bl&auml;ttern konnten hingegen nur 11 von 38 MIP-Mitgliedern nachgewiesen werden. Die geringsten Expressionen zeigten die Mitglieder aus der NIP- und SIP-Subfamilie. Zu den am h&ouml;chsten und in der Pflanze ubiquit&auml;r exprimierten MIPs z&auml;hlten die PIP-Mitglieder PIP1;1, PIP1;2 und PIP2;1 sowie die TIP-Mitglieder TIP1;1 und TIP2;1, von denen bekannt ist, dass sie als Wasserkanal-Proteine fungieren. Die M&ouml;glichkeit, die Wasserpermeabilit&auml;t von Membranen regulieren zu k&ouml;nnen, d&uuml;rfte somit von zentraler Bedeutung in der ganzen Pflanze sein. Neben ubiquit&auml;r exprimierten MIPs sind einige nur ausschlie&szlig;lich oder bevorzugt in bestimmten Organen zu finden, z.B. PIP1;4, PIP2;6 und PIP2;7 in der Bl&uuml;te und NIPs haupts&auml;chlich in der Wurzel. Deren Funktion k&ouml;nnte neben einem Organ- oder Zell-spezifischen Wassertransport auch die Permeation anderer ungeladener Molek&uuml;le beinhalten, da die Transporteigenschaften dieser Mitglieder nicht gekl&auml;rt sind. Das Expressionsprofil der MIP-Genfamilie in verschiedenen Organen sowie die unterschiedliche Reaktion auf Wasserstress (s.u.) lassen auf differenzielle Funktionen der einzelnen MIP-Mitglieder schlie&szlig;en. Lediglich TIP1;1 und TIP1;2 konnten nach diesen Kriterien nicht eindeutig unterschieden werden. Durch Zugabe von 100 mM NaCl und 200 mM Sorbiotol zu hydroponisch angezogenen A. thaliana-Pflanzen wurde &uuml;ber einen Zeitraum von 48 Stunden die transkriptionelle Reaktion der MIP-Familie auf diese Wasserstressbedingungen verfolgt. In Wurzeln wurde festgestellt, dass innerhalb der ersten 24 Stunden bei beiden Stressoren die hoch exprimierten PIP-Aquaporine PIP1;1 und PIP2;2 sowie PIP1;3 reprimiert, TIPAquaporine wie TIP1;1 und TIP2;1 zu diesem Zeitpunkt jedoch unbeeinflusst sind. Die Pflanze verringert demnach bei Wasserstress zuerst die Wasserpermeabilit&auml;t der Plasmamembran, sofern sich die transkriptionelle Suppression auf Proteinebene widerspiegelt. Interessanterweise zeigte sich im Blatt eine fr&uuml;he Repression der hoch exprimierten TIPAquaporine TIP1;1 und TIP2;1. Die in der Wurzel reagierenden Aquaporine aus der PIPSubfamilie zeigen im Blatt jedoch keine transkriptionellen &Auml;nderungen. Zusammenfassung 95 Diese fr&uuml;hen Repressionen von TIP1;1 und TIP2;1 lassen vermuten, dass es in Bl&auml;ttern wichtig ist, m&ouml;glichst rasch unter Wasserstress die Wasserpermeabilit&auml;t des Tonoplasten zu senken. Dies k&ouml;nnte der Stabilisierung des Zell-Turgors dienen und/oder mit einem verringerten Blattwachstum einhergehen. Die &auml;hnlichen Transkriptionsantworten und Kinetiken der MIPs bei NaCl- und Sorbitolstress lassen zudem vermuten, dass MIPs auch unter NaCl-Stress prim&auml;r auf die osmotische Ver&auml;nderung in der N&auml;hrl&ouml;sung reagieren bzw. &uuml;ber &auml;hnliche Signalwege reguliert werden. Die parallele Untersuchung transkriptioneller &Auml;nderungen von bekannten Stress-Markergenen und Genen des Sekund&auml;rmetabolismus unter NaCl- und Sorbitolstress ergab zus&auml;tzliche Hinweise auf &uuml;berlappende und Stressor-spezifische Reaktionen in Wurzeln und Bl&auml;ttern. Eine bekannte Reaktion auf Salz- und osmotischen Stress ist die Bildung von reaktiven Sauerstoff-Spezies, die sowohl als Signalmolek&uuml;le fungieren als auch Sch&auml;digungen verursachen k&ouml;nnen. Die Induktionen der beiden Peroxidasen GPX1 und PRXCB in Bl&auml;ttern und Wurzeln deuten auf eine Beteiligung bei Entgiftungsreaktionen von H2O2 unter Wasserstress hin. Einzelne Mitglieder aus der Familie der UDP-Glycosyltransferasen und Cytochrom P450-Monooxygenasen, wie UGT74F2 und CYP81D1, zeigten bei Salz- und Sorbitolstress &uuml;berlappende Reaktionen, was darauf hindeutet, dass spezifische Teile des Sekund&auml;rstoffmetabolismus &auml;hnlich beeinflusst werden. Daneben zeigten andere Mitglieder aus diesen Gen-Familien spezifische Reaktionen auf die beiden Stressoren. So waren in der Wurzel nach 48 Stunden Sorbitolstress viele CYPs und UGTs reprimiert. Die Pflanze scheint also exklusiv bei Sorbitolstress spezifische, in ihrer genauen Funktion noch unbekannte Teile des Sekund&auml;rmetabolismus zu supprimieren. Die unterschiedlichen Reaktionen einer Reihe weiterer Gene auf Salz oder Sorbitol in Bl&auml;ttern und Wurzeln identifizierten zudem differenzielle Stress-Antworten innerhalb der Pflanze. Es wurden zwei Insertionsmutanten in den MIP-Genen PIP2;1 und PIP1;4 isoliert. Transkript-Untersuchungen dieser Mutanten zeigten, dass durch das Ausschalten dieser PIPs alle anderen MIP-Mitglieder, sowohl bei ungestressten als auch unter NaCl-Stress- Bedingungen, keine &Auml;nderungen in ihrer Transkriptionsantwort im Vergleich zum Wildtyp zeigen. M&ouml;glicherweise besitzen die untersuchten PIP-Mitglieder eine spezifische Funktion, die andere MIPs nicht kompensieren k&ouml;nnen, oder m&ouml;glicherweise kommt es in der Pflanze zu ver&auml;nderten Reaktionen, die anhand der vorliegenden Untersuchungen nicht erkennbar waren

    Similar works

    Full text

    thumbnail-image

    Available Versions