Biologisches Verhalten und Tumorcharakteristika von Lokalrezidiven beim Mammakarzinom an der Universitätsfrauenklinik Tübingen von 2000 bis 2010

Abstract

Das Mammakarzinom ist mit einer Inzidenz von 121 Neuerkrankungen pro 100.000 Frauen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung der Frau. In 5 - 10 % der Fälle tritt innerhalb der ersten Jahre ein ipsilaterales lokoregionäres Rezidiv (ILR) auf. Die Gruppe der Patientinnen mit einem ILR ist eine heterogene Gruppe, für die es bezüglich der lokoregionären Therapie aber auch der Systemtherapie keine Studienergebnisse mit ausreichendem Evidenzgrad gibt. Ziel dieser Arbeit ist es eine Entscheidungshilfe für die individuelle Therapieplanung für Patientinnen mit ILR aufzustellen. Im Zeitraum vom 01.01.2000 bis 21.12.2010 wurden an der Universitätsfrauenklinik Tübingen 6.326 Patientinnen mit der Erstdiagnose Mammakarzinom dokumentiert. Im Rahmen der Dissertation wurden innerhalb dieses Kollektivs alle Patientinnen mit einer lokoregionären Rezidiverkrankung erfaßt. Dabei wiesen 274 (4,3 %) Patientinnen im Verlauf ein ILR und wurden in die Studie einbezogen. Als Ausschlusskriterien galten: eine bekannte Fernmetastasierung (n = 80), ein kontralaterales Mamakarzinom (n = 27), eine reine in-situ-Erkrankung (n = 23), eine primär nicht erreichte R0-Resektion (n = 6) sowie fehlende Follow-Up-Daten (n = 7). Für die weitere statistische Auswertung ergab sich somit ein Studienkollektiv von 131 Patientinnen mit ILR. Bei der Analyse des Kollektivs zeigten sich bei Betrachtung der Tumorcharakteristika in der primären Erkrankungssituation die im Folgenden aufgeführten Charakteristika: Die häufigste Tumorbiologie war mit 77 % das invasiv duktale Karzinom. 71 % der Patientinnen wiesen primär einen geringen Nodalbefall mit 0-3 befallenen Lymphknoten auf. 61,8 % der Patientinnen hatten primär ein G1-/G2-Karzinom und 74,8 % Karzinome waren negativ für den Her2neu-Rezeptor. Die univariate Analyse zeigte im Hinblick auf das Gesamtüberleben nach einem ILR keinen Unterschied bezüglich der Tumorgröße. Ein signifikanter Zusammenhang ergab sich für den Her2neu-Status. Hier konnte gezeigt werden, dass ein positiver Her2neu-Status signifikant mit einer Verbesserung des 5-Jahres-Gesamtüberlebens korrelierte (p = 0,003). Im Gegensatz dazu lässt sich dies bei der Betrachtung des Hormonrezeptorprofils und des Gradings nicht erkennen. Hier zeigte sich ein Überlebensvorteil der G1- und G2-Tumore gegenüber den G3-Tumoren innerhalb der ersten 50 Monate. Nach diesem Zeitraum ist kein signifikanter Unterschied der Sterblichkeit mehr nachweisbar. Ein besseres Gesamtüberleben Hormonrezeptor-positiver Tumore war ebenfalls nur innerhalb der etwa ersten 50 Monate nachweisbar. Für die Entwicklung einer zweiten Rezidiverkrankung zeigte sich ein niedrigeres Risiko für Patientinnen mit einem Tumor niedrigen Malignitätsgrades. Ebenso sieht man bei der Betrachtung des krankheitsfreien Überlebens einen Vorteil wenn eine zielgerichtete endokrine Therapie erfolgte. Bei Patientinnen die nicht endokrin therapiert wurden traten erneute Rezidive früher und häufiger auf. Bei R0-resezierten Tumoren brachte eine zusätzliche Chemotherapie keine Verbesserung der Prognose. Gegenstand aktueller Diskussionen ist die Bedeutung disseminierter Tumorzellen. Im vorliegenden Kollektiv der Patientinnen mit Rezidiv waren bereits bei 40% disseminierte Tumorzellen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose nachweisbar. Der Nachweis von DTC`s konnte in verschiedenen Untersuchungen als prognostischer Faktor sowohl für das krankheitsfreie- als auch das Gesamtüberleben gezeigt werde

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