Konstruktionen des Raums und der Zeit in Japans Nationalen Gedenk- und Geschichtsparks: Eine Kommunikation zum Thema Nation

Abstract

Ausgehend von der Prämisse, dass Parks Objekte sind, in denen in einem gesellschaftlichen Prozess Sinn gespeichert und kommuniziert werden kann, wird in dieser Arbeit die Kommunikation durch die Nationalen Gedenk- und Geschichtsparks Japans mithilfe der kommunikationstheoretischen Systemtheorie Luhmanns analysiert. Diese Untersuchung fragt nicht nach den Motiven und Absichten der an dieser Kommunikation beteiligten Personen, sondern nach den gesellschaftlichen Strukturen, die ihr Denken und Handeln bestimmen. Der theoretische Ansatz wird im ersten Hauptteil der Arbeit erörtert und der Park als Objekt im System Kunst verortet. Gemäß der Systemtheorie bietet das System Kunst in einer funktional differenzierten Gesellschaft die Möglichkeit, in der in ihren Objekten, den Kunstwerken, geschaffenen, fiktionalen Realität Formenkombinationen der Kommunikation auszuprobieren. In Umsetzung dieses Ansatzes wird die Entstehung des Parks in Europa und den USA seit dem 16. Jahrhundert, seine Einführung in Japan im Jahr 1873 und seine Entwicklung bis in die Gegenwart vor allem unter dem Gesichtspunkt behandelt, welche Formensprache zum Thema Nation in den Parks zu beobachten ist. Es entsteht ein Bild dessen, wie sich Formen wie z. B. „Japan/Westen“, „traditionell/modern“ oder Natur/Kultur“ zu semantischen Strukturen fügten, die die Kommunikation in den Parks bis heute prägen. Auf dieser Grundlage erfolgt im zweiten Hauptteil die Analyse der fünf Nationalen Gedenk- und Geschichtsparks, die in Japan zwischen 1966 und 2001 unter der Ägide des Ministeriums für Land, Infrastruktur und Transport gegründet wurden. Da diese Parks in der Wissenschaft bisher noch nicht untersucht wurden, basiert die Beschreibung und Analyse der Parks auf Japanisch-sprachigen Primärmaterialien. Die Anwendung der Systemtheorie erlaubte es, diese heterogenen Materialien in einen stringenten Rahmen zu fassen. Im Ergebnis vermittelt die vorliegende Arbeit ein Bild, wie in diesen Parks verschiedene Facetten dessen kommuniziert werden, was vorgeblich die japanische Nation ausmacht: Während der Nationale Gedenkpark Musashi eine fiktionale Realität schafft, in der die Verbindung von Tradition und Moderne sowie von westlicher und japanischen Gartenkunst zelebriert wird, zeigt der Nationalen Gedenkpark Shōwa ein im internationalen Vergleich technisch hochentwickeltes Japan, das seine Traditionen – wenn auch nur in musealisierter Gestalt – erhalten hat. Während im Nationalen Geschichtspark Asuka das Bild eines homogenen, selbstgenügsamen und naturverbundenen Volkes inszeniert wird, schafft der Nationale Gedenkpark Okinawa eine fiktionale Realität, in der eine Region Japans als exotisch und weltoffen herausragt. Der Nationale Geschichtsparks Yoshinogari schließlich inszeniert den Mythos des legendären Reiches Yamatai. Dabei thematisiert die Untersuchung nicht nur Kontinuitäten in der Erzählung durch die Parks, sondern beleuchtet auch Brüche und Widersprüche

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