Hintergrund: Adenokarzinome im distalen Colon sigmoideum oder proximalen
Rektum werden im klinischen Alltag häufig als Karzinome des rektosigmoidalen
Übergangs beschrieben. Geklärt werden sollte die Frage, ob diese Tumore dem
Sigma bzw. dem proximalen Rektum zugeordnet werden sollten oder sie eine
eigenständige Tumorlokalisation darstellen.
Material und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse von insgesamt 185
Patienten, welche konsekutiv von 2004 bis 2008 aufgrund eines Adenokarzinoms im
Sigma (SI 85 Patienten), rektosigmoidalen Übergang (RS 36 Patienten) oder des
proximalen Rektumdrittels (PR 64 Patienten) reseziert wurden. Erhoben und
analysiert wurden alle klinischen und histopathologischen Parameter. Tumorrezidive
und Überleben wurden mittels standardisierter Patientenbefragung evaluiert.
Ergebnisse: Patienten der SI-Gruppe zeigten einen höheren präoperativen
Gewichtsverlust als Patienten der RS- und PR-Gruppe (SI 16/85 Patienten (18,8%)
vs. RS 2/36 Patienten (5,6%) vs. PR 4/64 Patienten (6,3%), p=0,03). Verglichen zu
Tumoren im SI und RS erfolgte in der PR-Gruppe häufiger eine neoadjuvante und
adjuvante Therapie. Im RS lag häufiger eine T4-Situation vor als in beiden anderen
Gruppen (SI 13/85 Patienten (15,3%), RS 9/36 Patienten (25,0%), PR 5/64 Patienten
(7,8%); p = 0,07). Im RS war eine lymphogene Metastasierung häufiger, dies jedoch
nicht statistisch signifikant zu den anderen Lokalisationen. Patienten mit Tumoren im
RS wiesen signifikant häufiger eine synchrone Fernmetastasierung auf (SI 23/85
Patienten (27,1%), RS 13/36 Patienten (36,1%), PR 8/64 Patienten (12,5%), p=0,02),
was an der signifikant höheren Rate an Leberfiliae lag. Auch Lungenfiliae und
Peritonealcarcinosen traten in der RS-Gruppe vermehrt auf, dies jedoch nicht
statistisch signifikant. In der Histopathologie zeigten Karzinome im SI öfter ein
exulzerierendes, im RS und PR häufiger ein polypös-exophytisches
Wachstumsmuster. Keine Unterschiede zwischen den Gruppen gab es hingegen in
der Lymph- und Blutgefäßinvasion sowie im Differenzierungsgrad und der Tumorverschleimung. Das Follow-up lag im Median bei 36 (0 - 76) Monaten. Sowohl
Lokalrezidive (SI 0%, RS 10%, PR 7,5%) als auch metachrone Fernmetastasen (SI
3,2%, RS 10%, PR 13,2%) waren im RS und dem PR häufiger.
Schlussfolgerung: Karzinome des rektosigmoidalen Übergangs weisen sowohl
Charakteristika des Sigmas als auch des proximalen Rektums auf. Sie ließen sich in
unserer Analyse keiner der beiden Lokalisationen eindeutig zuordnen. Dies könnte
mit der inhomogenen präoperativen Tumorlokalisierung assoziiert sein. Präoperativ
sollte eine exakte endoskopische Höhenlokalisation des Tumorunterrands mit
Zuordnung des Tumors zum Sigma oder proximalen Rektum erfolgen und
dementsprechend die Therapie durchgeführt werden