Baege, Gerhard

German

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Auszugaus derIn augural-DissertationzurE r l a n g u n g  de r  D o k t o r w ü r d ederHohen Medizinischen FakultätderVereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenbergvorgelegt vonGerhard Baege,approbiertem Arzt aus Merseburg a. d. S.Haile a. d. S. 1920B u e h d ru c k e re i des W aisen hausesDie Beurteilung des Krankheitsbildes der Vossius- Biiigtrübung durch Mitteilung eines atypischen Falles.Meiner Arbeit sind zwei Teile zugrunde gelegt. In dem ersten Teil wird eine ausführliche Zusammenstellung der Literatur über Vossius-Ringtrübung gebracht und das Krank­heitsbild der Vossius Ringtrübung scharf gezeichnet, der zweite Teil bringt die Beschreibung eines in der Universi- täts Augenklinik zu Halle a. d. S. beobachteten Falles, der zwar mit der Vossius-Ringtrübung manches gemeinsam hat, der aber anderseits so wesentlich von der Vossius-Rin«'- trübnng abweicht, daß er als atypischer Fall hingestellt werden muß.Vossius beschrieb zuerst 1903 die Ringtrübung der vorderen Linsenkapsel und beobachtete sie stets im Anschluß an Kontusionsverletzungen des Auges. Die Ringtrübung war teils bei fokaler Beleuchtung meist aber nur bei Durch­leuchtung zu sehen, und verschwand immer im Verlaufe mehrerer Tage oder Wochen spurlos. Vossius hielt die Ringtrübung für einen Abklatsch des Pupillarrandes, der durch Einklemmung der Iris zwischen Linse und Hornhaut durch Eindellung letzterer zustande kommen soll. Er ist der Ansicht, daß es sich teils um Pigmentauflagerungen auf der vorderen Linsenkapsel teils um degenerative Verände­rungen der Kapselepithelien und oberen Linsenfaserlagen handelt. bKeller gibt in seiner Inaugural-Dissertation Vossius Ansicht wieder.Mertz, Chaillous und Pollack, Krusius und Caspar be­schreiben. weitere Fälle von Ringtrübung und beobachten teilweise eine scheibenförmige Andeutung der Trübung, teil­weise stellen sie als Nebenbefund körnigfibrinöse Auflage­rungen auf der Hornhauthinteifläche fest.Natanson und Lifford beobachten unabhängig von ein­ander, daß die Ringtrübung auch bei perforierenden Augenverletzuniren Vorkommen kann.Imái V et öifentlicht einen Fall, wo die Ringtrübung erst 54 Tage nach der Verletzung zur Beobachtung kam und erst nach einem s/4 Jahr wieder verschwunden war.Niels-Höeg ist der Ansicht, daß die Ringtrübung als Abklatsch des Pupillarsaumes nicht durch Horhauteindellung, -sondern durch plötzliche Druckerhöhung in der Vorder­kammer im Momente des Aufpralles des Fremdkörpers zu­stande kommt.Caspar beschreibt einen Fall, wo der Ring bei gleich­zeitigem Irisprolaps nach der Perforationsstelle der Hornhaut hin verzogen ist und Eiform darbietet.Steiner beobachtete die Ringtrübung bei Revolverschuß­verletzung in die Schläfe bei völlig unverletztem Bulbus und schließt daraus, daß die Ringtrübung auch durch Drucksteigerung vom Glaskörper her und Vorrücken der Linse gegen die Iris zustande kommen kann.Holloway schildert einen ähnlichen Fall, wo sich der Vossius-Ring nach Eindringen eines Eisensplitters in den Glaskörper fand. -Purtscher beobachtete bei einer perforierenden Augen­verletzung mit Irisprolaps eine rostbraune Linie, die parallel den Kolobomrändern verlief.Koeppe untersuchte als erster die Ringtrübung im Bilde der Nernstspaltlampe und hält die Ringtrübung für einen Pigmentabdruck.Hesse glaubt, daß es sich bei der Ringtrübung um die Auflagerung einer feinen Schicht Blutes handele, und bringt die Vorderkammerblutung in ursächlichen Zusammenhang mit der Ringtrübung.Vogt indes behauptet, daß der Ringtrübung Pigment- auflagerungen zugrunde liegen. Er beobachtete überdies die Ringtrübung in einem Fall bei einem 4h jährigen Patienten, während die Ringtrübung sonst nur bei jugendlichen Indi­viduen gefunden wurde.Klauber hält die Vossius-Ringtrübung für eine ring­förmige dachfirstartige Fältelung der vorderen Linsenkapsel und glaubt, daß die durch den momentan gesteigerten Druck an die Linse angepreßte Iris bei der krampfartigen Sphinkter- kontraktion die Linsenkapsel etwas vor sich herschiebt und dadurch die Fältelung zustande bringt. ^ iriebenstein beobachtete stets eine scheibenförmige Trübung mit ringförmiger Verstärkung:. Er ist der Ansicht, daß die Ringtrübung nur im Anschluß an Kontusionen zu­stande kommen kann und daß es sich um Pigment handelt, welches mittelst eiweißreichen Exsudates an der Linsen­vorderfläche festhaftet.Triebenstein und Behmann fanden außerdem Trübung des Kammerwassers, in welchem Fibrintäden und Pigment­körnchen suspendiert waren, und Beschläge der Hornhaut-Mnterfläche, bei denen es sich auch um Fibrin- und Pig- mentauflagerungen bandelte.Der Überblick über die Literatur ergibt, daß die Umrisse des Krankheitsbildes der Vossius-Ringtrübung scharf ge­zeichnet sind, daß die Ringtrübung oder Ringscheibe nur im Anschluß an Kontusionsverletzungen des Auges be­obachtet wird, daß sie teils fokal meist aber nur bei Durch­leuchtung sichtbar 1st, gewöhnlich nur bei jugendlichen Individuen vorkommt und meist im Verlaufe mehrerer Tage oder Wochen wieder verschwindet. Das Sehvermögen wird durch die Ringtrübung selbst niemals beeinträchtigt, höchstens durch zufällige Nebenverletzungen des Auges.Eine kritische Beurteilung der verschiedenen Theorien über das Zustandekommen des Vossius-Ringes ergibt, daß- es sich bei der Ringtrübung entweder um Pigmentauflage­rungen auf der Linsenvorderkapsel oder um degenerative Veränderungen der oberen Linsenfaserlagen handelt.Ein eigenartiger Krankheitsfall, der in der Universitäts- Augenklinik zu Halle a. d. S. zur Beobachtung kam, und der eingehend geschildert wird, ergibt, daß es sich um ein bis­her noch nie beschriebenes Krankheitsbild handelt, das offenbar mit der Vossius-Ringtrübung nichts zu tun hat. Es wurde eine scheibenförmige Trübung der vorderen Linsen­kapsel beobachtet, von der nach der Peripherie speichen­artig radiäre Trübungsstreifen ausgingen. Die Anamnese läßt jede Angabe über eine erlittene Kontusion vermissen. Längere Beobachtung ergibt, daß es sich im Gegen satz zur Vossius-Ringtrübung um ein stationäres Leiden handelt Auch ist die Ringtrübung mit der ausgesprochenen Scheiben­form und den radiären Ausstrahlungen fokal viel deutlicher sichtbar als bei Durchleuchtung, während es bei dem Vossius- Ring umgekehrt zu sein pflegt. Die methodische Unter­suchung an. der Nernstspaltlampe führt zu dem Ergebnis, daß dieser eigenartigen Trübung offenbar hämatogene Pig­mentmassen zugrunde liegen,' und daß das Krankheitsbild offenbar durch blutige Imbibition der vorderen Linsenkapsel zustande gekommen ist.

Auszug aus der Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Medizinischen Fakultät der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg

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