Analyse des Ist-Zustands und Evaluation von Lehrkonzepten

Abstract

Einleitung: Einsatz- und Katastrophenmedizin (EKM) bezeichnet die notwendige Abkehr von der Individualmedizin in Krisensituationen. Die Integration katastrophenmedizinischer Inhalte in das Medizinstudium wird in Deutschland bereits seit 2007 durch den Medizinischen Fakultätentag empfohlen, wobei sich die Lehre an einem 2006 erstellten Konzeptcurriculum zur katastrophenmedizinischen universitären Ausbildung orientieren sollte. Gleichzeitig waren in der Literatur nur wenige Lehrkonzepte beschrieben und Befragungen von Studierenden ließen einen schlechten Wissenstand vermuten. Daher sollten im Rahmen dieser Arbeit der Ist-Zustand der Lehre in Deutschland erhoben, Lehrangebote an der Charité – Universitätsmedizin Berlin erstellt und evaluiert sowie konkrete Handlungsvorschläge für die Zukunft gegeben werden. Methodik: Diese Dissertation setzt sich aus drei wissenschaftlichen Veröffentlichungen in peer-reviewed Journals zusammen. In einer extracurricularen Vorlesungsreihe Einsatz- und Katastrophenmedizin wurden zwei Studierendenkohorten von 2014 bis 2016 (Vorlesungsteilnehmer*innen - G1 vs. Nicht-Vorlesungsteilnehmer*innen - G2) in Bezug auf ihren subjektiven Ausbildungsstand und ihre Einstellung zu den vermittelten Inhalten verglichen. Des Weiteren wurde ein im Sommersemester 2016 neu eingeführtes vierwöchiges Wahlpflichtmodul über den Verlauf von drei Semestern unter den teilnehmenden Studierenden evaluiert und der Wissenszuwachs mit Prä- und Posttest bestimmt. Mittels einer Onlineumfrage unter den Lehrdekanaten der medizinischen Fakultäten in Deutschland wurde der Ist-Zustand der Lehre im Kontext Einsatz- und Katastrophenmedizin erhoben. Ergebnisse: Die Befragung im Rahmen der Vorlesungsreihe (n = 152; G1: 78; G2: 74) ergab, dass sich die Studierenden der Charité überwiegend als unzureichend in Einsatz- und Katastrophenmedizin ausgebildet sahen (G1: 68/78; G2: 74/74) und sich eine stärkere Integration in das Curriculum wünschten. 51 Studierende nahmen an der Wissensüberprüfung im Wahlpflichtmodul teil und erzielten einen signifikanten Wissenszuwachs (p < 0,001). Der Kurs wurde durchgehend sehr positiv bewertet. An der Hochschulumfrage nahmen 25 von 36 medizinischen Fakultäten teil. 20 waren einer Ausweitung von Einsatz- und Katastrophenmedizin positiv gegenüber eingestellt. Allerdings benutzen nur vier das Konzeptcurriculum aktiv zur Lehrgestaltung. Nicht an die Notfallmedizin angelehnte Unterthemen, waren in der Lehre kaum vertreten. Diskussion: Weltweite Krisensituationen sind ein reales Szenario und sollten daher in der ärztlichen Ausbildung Berücksichtigung finden. Die genannten Ergebnisse zeigten, dass Medizinstudierende trotz offizieller Empfehlungen keine flächendeckende, standardisierte Lehre erfuhren und Ihre eigene Ausbildung als unzureichend einstuften. Mit den evaluierten Lehrangeboten waren sie demgegenüber sehr zufrieden und befürworteten einen Ausbau der Lehre. Positiv zu verzeichnen war auch, dass eine große Aufgeschlossenheit der Fakultäten bestand, die Lehre der EKM in Zukunft zu erweitern. Die Implementierung von qualitativ hochwertigen Lehrveranstaltungen ist möglich und sollte auch in Anbetracht von vermehrten Terroranschlägen und der aktuellen Covid-19 Pandemie mit hoher Dringlichkeit für jeden Medizinstudierenden initiiert werden.Deployment and disaster medicine (DDM) refers to the delivery of medical care in crisis situations. The integration of DDM content into medical school curricula has been recommended in Germany since 2007 by the German Faculty Association as part of the concept curriculum for disaster medicine education at German medical schools. In reality, established teaching concepts are rare and student evaluations show the picture of poor knowledge. A thorough analysis of the state of DDM teaching remains difficult. This dissertation aims to establish and evaluate teaching concepts at the Charité Berlin to assess the current state of teaching and to give an outlook. Materials and Methods: This dissertation is based on three peer-reviewed and published papers. In the context of an extracurricular DDM lecture series, two student cohorts (lecture participants - G1 vs. non-lecture participants - G2) were compared regarding their subjective level of knowledge and their attitude towards DDM content. During a four-week elective module introduced in 2016, a student evaluation and a knowledge test (pre- and posttest) were conducted over the course of three semesters. By means of an online survey among the deans’ offices of medical faculties, the current state of DDM teaching was surveyed. Results: The survey conducted during the lecture series (n = 152; G1: 78; G2: 74) revealed that students predominantly felt they had received poor training in DDM (G1: 68/78; G2: 74/74) and wished for greater integration. 51 students took part in the elective module’s evaluation and achieved a significant increase in knowledge (p < 0.001). The course was rated very positively. 25 of the 36 medical faculties participated in the survey. 20 were in favor of expanding DDM teaching. However, only four actively use the concept curriculum for curricular planning. Subtopics that are not related to emergency medicine were hardly represented. Discussion: Worldwide crisis situations are a real scenario and should therefore be taken into account in medical training. The above mentioned results showed that despite official recommendations, medical students did not experience any comprehensive standardized teaching and rated their own training as inadequate. In contrast, they were very satisfied with the evaluated module and advocated an expansion of DDM teaching. The faculties were open to expanding DDM teaching in the future. The implementation of high quality teaching is possible and should be initiated with high urgency for every medical student, especially regarding increasing terror attacks and the Covid-19 pandemic

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