Prävention von berufsbedingtem, UV-induziertem Hautkrebs bei Beschäftigten in Außenberufen: Konzeption, Durchführung und Evaluation einer Multiplikatoren-Schulung
Die seit 2015 stetig steigenden Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit im Bereich des berufsbedingten, UV-induzierten Hautkrebs bei Beschäftigten in Außenberufen (z. B. Beschäftigte im Baugewerbe, der Landwirtschaft und im Gartenbau) sowie die hohe Anzahl der Anerkennungen in diesem Zusammenhang verdeutlicht den Bedarf an adäquaten Präventionsmaßnahmen zum Thema „UV-Schutz am Arbeitsplatz“. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit anhand des „Public Health Action Cycle“ eine Fortbildung für Multiplikatoren (z. B. Arbeitsmediziner oder Fachkräfte für Arbeitssicherheit) entwickelt. Diese zielt auf den Erwerb von medizinischem, rechtlichem, gesundheitspsychologischem und gesundheitspädagogischem Grundlagenwissen zur Entstehung und zur Prävention von berufsbedingtem Hautkrebs ab. Nach der Teilnahme am Workshop sind die Multiplikatoren in der Lage, Außenbeschäftigte (z. B. Straßenbauer, Dachdecker oder Schwimmmeister) im Arbeitsalltag zur Prävention von berufsbedingtem Hautkrebs zu beraten und zu schulen sowie deren Motivation zur Umsetzung der erlernten Maßnahmen zu fördern.
Zunächst erfolgten die Schritte „Problembestimmung“ und „Strategieformulierung“ mit dem Ziel der Konzeption eines wissenschaftlich fundierten, standardisierten und zielgruppenspezifischen Workshops für Multiplikatoren. Hierfür wurden zunächst die wissenschaftliche Literatur zu schulungs- und beratungsrelevanten Inhalten (z. B. Ätiologie, Risikofaktoren, Präventionsstrategien) und deren dermatologische und gesundheitspädagogische Aufbereitung für den Einsatz in präventiven Settings aufgearbeitet. Zudem wurden Materialien für die Multiplikatoren entwickelt, deren fachliche Hintergründe und Einsatzmöglichkeiten in der Prävention im Rahmen des Fortbildungsworkshops erarbeitet werden. Hierzu zählen edukative Module und Elemente (z. B. Experimente zum UV-Schutz), die im Rahmen einer Schulung und Beratung der Zielgruppen bedarfsorientiert eingesetzt werden können.
Die Bedürfnisse der Multiplikatoren wurden in die Planung einbezogen, um eine bedarfs- und adressatengerechte Entwicklung und Konzeption der Module und des Workshops sicherzustellen. Diese wurden im Rahmen von Fokusgruppendiskussionen ermittelt.
Das auf dieser Grundlage entwickelte Curriculum wurde gemäß „Public Health Action Cycle“ anschließend umgesetzt und evaluiert: Dazu wurde das Curriculum zunächst im Rahmen eines interdisziplinären Expertenworkshops überprüft und mit den daraus resultierenden Ergebnissen erneut überarbeitet. Die sich anschließende erstmalige Durchführung wurde durch die Teilnehmenden formativ evaluiert. Zudem erfolgten eine Befragung der Dozierenden sowie die externe Beobachtung der Veranstaltung.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ein wissenschaftlich fundiertes und zielgruppenorientiertes Curriculum, bestehend aus fünf Modulen, entwickelt wurde. Diese Multiplikatoren-Schulung wurde in der Praxis erfolgreich als Pilotveranstaltung erprobt. Die Evaluationsergebnisse weisen auf heterogene Bedürfnisse der Multiplikatoren in Abhängigkeit von ihren Vorerfahrungen und aktuellen beruflichen Tätigkeiten hin. Daher erscheint die Entwicklung eines zielgruppenübergreifenden Konzepts nur eingeschränkt sinnvoll. Zukünftige Forschung könnte sich auf die Adaption und/oder Neuentwicklung von Fortbildungsmodulen für andere Zielgruppen (z. B. Lehrkräfte) und andere Umsetzungsformate (z. B. E-Learning) konzentrieren