Hintergrund
Forschungsergebnisse weisen übereinstimmend darauf hin, dass Kinder von Müttern mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ein erhöhtes Risiko aufweisen, emotionale und verhaltensbezogene Auffälligkeiten zu entwickeln und/oder im Jugendalter selbst BPS-spezifische Symptomausprägungen zu zeigen.
Fragestellung
Welche Faktoren sind bei der familiären Transmission der BPS involviert, und welche Implikationen für die Praxis können darauf aufbauend abgeleitet werden?
Material und Methode
Auf der Basis einer umfassenden Literaturrecherche wurden aktuelle Forschungsbefunde zur familiären Transmission der BPS von Müttern zu ihren Kindern zusammengetragen und Kernbefunde in einem Transmissionsmodell integriert.
Ergebnisse
Das hier postulierte Transmissionsmodell bildet ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Einflussfaktoren und Übertragungsmechanismen ab. Neben Faktoren aufseiten der Mutter und des Kindes werden externe Faktoren in das Modell integriert. Darüber hinaus werden (epi-)genetische und pränatale Einflüsse, die Bedeutung der Mutter-Kind-Interaktion und familiäre sowie soziale bzw. gesellschaftliche Einflüsse als Übertragungsmechanismen betont. Zudem wird eine potenziell präventive Wirkung der Hilfesysteme angenommen.
Schlussfolgerung
Aus dem Modell werden Ansatzpunkte abgeleitet, die dazu beitragen könnten, die Vulnerabilität sowie Belastungsfaktoren zu reduzieren und somit eine gesunde kindliche Entwicklung in dieser Risikogruppe zu fördern.Background
In recent years studies have shown consistent indications that maternal borderline personality disorder (BPD) puts children at risk for developing emotional and behavioral problems as well as for showing BPD-specific symptoms themselves in adolescence.
Objective
This article reviews factors contributing to the familial transmission of BPD and provides implications for practice derived from these findings.
Material and methods
Based on a comprehensive literature search current empirical findings on the familial transmission (mother to child) of BPD were aggregated and core findings were integrated into a transmission model.
Results
The transmission model postulated in this study shows a complex interplay of different influencing factors and mechanisms of transmission. In addition to mother- and child-related risk factors, external factors are integrated into the model. Furthermore, different mechanisms of transmission are emphasized: (epi)genetic and prenatal influences, the importance of mother-child interaction, familial and social resp. societal influences. A potential preventive effect of the welfare system is postulated.
Conclusion
Possible implications are derived from the model that could help to reduce vulnerability and stress factors and thus promote healthy development of children in this high-risk group