thesis

Modellierung populationsattributabler Risiken für Tabak-, Alkoholkonsum und Übergewicht

Abstract

Hintergrund: Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Bestimmung des Präventionspotenzials für bedeutende Krebsrisikofaktoren in Deutschland, da Schätzungen für inzidente Krebsfälle auf Basis bundesweiter bevölkerungsbezogener Daten für die wesentlichen Krebsrisikofaktoren Tabak-, Alkoholkonsum und Übergewicht bislang fehlen. Die Quantifizierung solcher Präventionspotenziale kann dazu beitragen, gesundheits- und präventionspolitische Prioritäten zu setzen. Methodik: Zur Schätzung des Präventionspotenzials wurden für die Risikofaktoren Tabak-, Alkoholkonsum und Übergewicht populationsattributable Risiken (PAR) berechnet. Hierzu wurden Daten zur Verbreitung der Risikofaktoren aus nationalen Gesundheitssurveys, nationale Krebsinzidenzen sowie relative Risiken aus publizierten internationalen Meta-Analysen herangezogen. In der ersten Publikation wurden PAR für Tabakkonsum sowohl für das Jahr 1999 als auch 2008 berechnet, um die Veränderung der Rauchprävalenzen und deren Effekt auf das Präventionspotenzial abzubilden. Die zweite Publikation analysiert die PAR für Alkohol in Wechselwirkung mit Tabak bei Krebserkrankungen der oberen Atem- und Verdauungsorgane. In der dritten Publikation wurden kontrafaktische Szenarien für den Risikofaktor Übergewicht berechnet, um im Vergleich zum theoretisch minimalen Risiko der Hauptanalyse eine realistischere Einschätzung des Präventionspotenzials zu erhalten. Ergebnisse: Insgesamt können 72.208 Krebsneuerkrankungsfälle (16% aller Neuerkrankungen) auf Tabakkonsum, 13.000 Fälle (3% aller Neuerkrankungen) auf Alkoholkonsum sowie 40.748 Fälle (9% aller Neuerkrankungen) auf Übergewicht zurückgeführt werden. Die Schätzungen zum Tabakkonsum zeigten, dass die PAR bei Männern von 1999 zu 2008 bei allen Krebslokalisationen gesunken sind, wohingegen sie bei den Frauen bei allen Lokalisationen gestiegen sind, insbesondere beim Lungenkrebs. Ergebnisse der zweiten Publikation zeigten, dass der alleinige Alkoholkonsum bei Krebserkrankungen des oberen Atem- und Verdauungstraktes weniger eine Rolle spielt. Hier machte der moderate Konsum von Alkohol und Tabak einen Großteil des gesamten PAR aus. Die Berechnung kontrafaktischer Szenarien für den Risikofaktor Übergewicht ergab, dass bei einer Gewichtsreduktion von 5% aller übergewichtigen oder adipösen Personen immer noch 5.500 Krebsneuerkrankungen im Jahr vermeidbar wären. Schlussfolgerungen: Die Analysen zeigen, dass für die betrachteten Risikofaktoren ein erhebliches Präventionspotenzial in Deutschland besteht. Eine Modifizierung dieser Faktoren würde zu einer deutlichen Senkung der Krankheitslast durch Krebs beitragen. Der in den letzten Jahren rückläufige Konsum von Tabak und Alkohol sowie der stagnierende Trend beim Übergewicht bei Kindern in Deutschland lassen den Eindruck entstehen, dass die Gefahren durch diese Risikofaktoren gebannt seien. Die Quantifizierung der potenziell vermeidbaren Krebsfälle ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung für die Risikokommunikation und verdeutlicht, dass dennoch ein erheblicher Anteil an Krebsfällen durch diese Faktoren bedingt ist und weitere Präventionsaktivitäten notwendig sind.Background: The objective of this work is to estimate the preventive potential for important cancer risk factors in Germany. Such estimates for incident cancer cases based on national population wide data for the main cancer risk factors tobacco and alcohol consumption and overweight are lacking. Moreover, a quantification of the preventive potential facilitates prioritization in health and prevention policy. Methods: Population-attributable risks (PAR) were calculated for tobacco and alcohol consumption and overweight, using prevalence data from national health surveys, national cancer incidence data as well as relative risks from published meta-analyses. In the first paper, PAR were calculated for the years 1999 and 2008, in order to indicate changes in smoking prevalence and effects on the estimated preventive potential. In the second paper, PAR were calculated for alcohol in combination with tobacco consumption for cancers of the upper aerodigestive tract. Regarding the third paper, multiple counterfactual scenarios were calculated for the risk factor overweight to get more realistic PAR compared to the theoretical minimum risk in the main analysis. Results: Overall, 72 208 incident cancer cases (16% of all new cases) can be attributed to tobacco consumption, as well as about 13 000 cases (3% of all new cancers) to alcohol consumption and 40 748 cases (9% of all new cases) to overweight. Regarding tobacco, the PAR among men has decreased for all considered cancer types from 1999 to 2008, whereas the PAR among women increased for all cancer types, especially for lung cancer. Results of the second publication showed, that alcohol consumption in the absence of smoking influences cancers of the upper aerodigestive tract only weakly. Moderate alcohol and tobacco consumption, however, contributes most to the overall PAR. The calculation of counterfactual scenarios for the risk factor overweight showed that even with a weight reduction of 5% among all overweight or obese persons in Germany, 5 500 cancer cases still might be preventable. Conclusions: The analyses indicate that there is a substantial preventive potential for the considered cancer risk factors in Germany and that a modification of these could contribute to a large reduction in cancer related health burden. The decreasing consumption of tobacco and alcohol as well as a stable prevalence for overweight among children in Germany suggest that threats due to these factors are stopped. Therefore, the quantification of potentially preventable cancer cases is important for risk communication, highlighting the considerable amount of cancer cases still caused by these risk factors and the further need for preventive measures

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