Die Nachfrage nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten für verschiedenste
Krebserkrankungen steigt aufgrund der vielfachen Nebenwirkungen der
klassischen Therapie stetig an. Wässrige Mistelpräparate (Viscum album L.
(Santalaceae)) werden bereits vielfach als komplementäre Behandlungsmethode
eingesetzt. Zu den Hauptinhaltsstoffen zählen die Mistellektine, die zu der
Gruppe der Ribosomeninaktivierenden Proteine Typ-II gehören und aufgrund ihrer
N-Glykosidase-Aktivität das hauptsächlich wirksame zytotoxische Prinzip der
Anwendung darstellen. Des Weiteren sind zahlreiche lipophile Substanzen in der
Mistel vorhanden, von denen vor allem die Triterpensäuren, hauptsächlich
Oleanolsäure, aufgrund ihrer antitumoralen und antiinflammatorischen
Eigenschaften von besonderem Interesse sind. Eine Kombination beider
Stoffklassen könnte dementsprechend eine Bereicherung auf den
Arzneimittelmarkt im Bereich der adjuvanten Tumortherapie sein. Die
Quantifizierung der Mistellektine konnte mithilfe zweier etablierter ELISA-
Methoden sowohl im wässrigen als auch im serumhaltigen Medium erfolgen. Die
Triterpensäuren, vor allem Oleanolsäure, konnten mit einer validierten GC /
FID-Methode ebenfalls im lösungsmittel- und im serumhaltigen Milieu bestimmt
werden. Der A-Ketten-ELISA ermöglichte zudem die Ermittlung der
intrazellulären Mistellektin-Konzentration in Leukämie- und Sarkom-Zellen.
Eine Aufnahme von Mistellektinen wurde in jeder kultivierten Tumorzelllinie
detektiert. Bei der Osteosarkomzelllinie 143B konnte jedoch eine Mistellektin-
Aufnahme erst durch den Zusatz des Triterpensäure-haltigen Extraktes
nachgewiesen werden. Eine unterschiedliche Konzentration an Oleanolsäure
spielte bezüglich der Mistellektinaufnahme jedoch keine Rolle. Die kombinierte
Gabe der hydrophilen und lipophilen Stoffgruppen wurde durch den Zusatz von
2-Hydroxypropyl-β-Cyclodextrin ermöglicht, der für die Solubilisierung der
stark lipophilen Triterpensäuren verantwortlich ist. Eine methanolische Lösung
des Triterpensäuren-Extraktes lieferte das gleiche Ergebnis wie der
solubilisierte Triterpensäure-Extrakt. Die Formulierung als Liposomen
(verkapselter Triterpenextrakt) ermöglichte zwar auch eine Aufnahme der
Mistellektine, die aber deutlich geringer ausfiel als der Effekt des in
Methanol gelösten bzw. mit 2-Hydroxypropyl- β-Cyclodextrin solubilisierten
Triterpensäure-Extrakts. Die Formulierung von Mistellektinen in Liposomen
bewirkte eine geringere Aufnahme durch die kultivierten Tumorzellen, die
allerdings rezeptor-unabhängig verläuft. Zusätzlich konnte festgestellt
werden, dass bei der Gabe des wässrigen Viscum-Extraktes ein höherer Anteil an
Mistellektin aufgenommen wurde als bei der Gabe des Mistellektin-Standards.
Bei den Untersuchungen bezüglich der Zytotoxizität konnte mithilfe sowohl
eines Endpunktassays als auch einer Echtzeitanalyse mittels Impedanzmessung
der wässrige Viscum-Extrakt als toxischer eingestuft werden als der
Mistellektin-Standard. Die jeweiligen Kombinationen mit dem Triterpensäure-
haltigen Extrakt führten jedoch schließlich zu keiner signifikant erhöhten
Zytotoxizität, verglichen mit den Einzelkomponenten. Die Verkapselungen der
Einzelkomponenten waren ebenfalls nicht stärker zytotoxisch. Mithilfe der
konfokalen Laser-Scanning-Mikroskopie wurde der Verlauf von
fluoreszenzmarkiertem Mistellektin-Standard innerhalb der Zelle verdeutlicht,
die Lokalisation in Endosomen, Vesikelverschmelzungen und Bläschenbildung in
der Zelle wurden beobachtet. Die Lyse von Vesikeln durch den Zusatz von
triterpensäurehaltigen Extrakten konnte punktuell hervorgerufen und beobachtet
werden.Complementary treatment possibilities for cancer diseases are increasing in
demand due to the severe side effects of the standard first-line therapy. A
common approach as a complementary treatment is the use of aqueous extracts of
Viscum album L. (Santalaceae). The therapeutic activity of the extracts is
attributed to the N-glycosidase-activity of the mistletoe lectins which are
ribosome-inactivating proteins type II. Besides these constituents, the
spectrum of Viscum album L. comprises also a mixture of lipophilic
ingredients, mainly triterpene acids, like oleanolic acid which have antitumor
and antiinflammatory effects. The combined application of both substance
classes could be an enrichment for the adjuvant chemotherapy. The mistletoe
lectins could be quantified by two ELISAs in aqueous and in serum containing
media. A validated GC / FID-method was used to quantify the triterpene acids,
especially oleanolic acid, in organic solvents and also in serum containing
media. The intracellular uptake of the mistletoe lectin by leukemia and
sarcoma cell lines was analyzed by the A-chain-ELISA. The uptake of mistletoe
lectins was determined in all cultured tumor cells. For the 143B osteosarcoma
cell line, only the addition of triterpene acids resulted in a measurable
intracellular mistletoe lectin concentration. The examination of the impact of
the triterpene acid concentration (calculated as oleanolic acid) on the uptake
of mistletoe lectin has shown no higher uptake with increasing triterpene acid
concentration. The combined application of the hydrophilic and lipophilic
substance classes becomes feasible by solubilization of the triterpene acids
using 2-hydroxypropyl-β-cyclodextrin. The addition of a nonsolubilized
lipophilic extract (without 2-hydroxypropyl-β-cyclodextrin) resulted in the
same intracellular mistletoe lectin concentration. The modeling as liposomes
was enabled a smaller mistletoe lectin uptake than by using the triterpene
acid containing extract in methanol or with 2-hydroxypropyl-β-cyclodextrin.
The uptake of mistletoe lectin I from liposomes was also limited. Furthermore,
the mistletoe lectin uptake from the viscum extracts by the cells was higher
than the uptake of the isolated mistletoe lectin. The examinations of the
cytotoxicity using endpoint determinations and real-time analysis has also
shown a higher toxicity of the viscum extracts in comparison to the mistletoe
lectin standard. The addition of the triterpene acid containing extract or the
application as liposomes did not significantly enhance the cytotoxixity. Using
confocal laser scanning microscopy, the intracellular transport of
fluorescence labeled mistletoe lectin could be analyzed. Vesiculations,
localization in endosomes and fusions of vesicles were recognized. The lysis
of vesicles could be selectively observed after addition of triterpene acids