Transitional Justice steht für Bemühungen, die Vergangenheit eines gewaltsamen
Konflikts oder eines Regimes aufzuarbeiten, um in einer gespaltenen
Gesellschaft den Übergang zu Sicherheit und Frieden zu fördern. Vor dem
Hintergrund der steigenden Popularität des Konzepts untersucht das
Arbeitspapier, ob die ihm zugrunde liegenden Normen und Instrumente in der Tat
uneingeschränkt zu einer Verbesserung der Beziehungen zwischen den
Konfliktparteien beitragen. Im Zentrum der Analyse steht die Wirkung der
normativen Eckpfeiler Gerechtigkeit und Wahrheit, sowohl in konzeptioneller
als auch in praktischer Hinsicht, und es wird aufgezeigt, dass ihr Einfluss
auf Nachkriegsgesellschaften durchaus ambivalent und keineswegs zwingend
friedensfördernd ist. Basierend auf diesen ernüchternden Einblicken schließt
das Arbeitspapier mit dem Appell, Transitional Justice als ein politisches
Konzept zu betrachten und seiner Anwendung mit kritischer Achtsamkeit
gegenüber zu stehen