Ein Großteil der deutschen Bevölkerung weiß um die Folgen mangelnder
Nachhaltigkeit in vielen Lebensbereichen. Dennoch widmet sich bislang nur ein
kleiner Teil proaktiv einer veränderten Wirtschafts- oder Lebenspraktik, die
als ökologisch und sozial nachhaltig bezeichnet werden kann und überdies auch
gesellschaftlich sichtbar wird. Die Publikation fragt nach den Beweggründen
und Zielvorstellungen dieser Initiatoren und Initiatorinnen von
Nachhaltigkeitsprojekten. Im Rahmen der subjektorientierten Zukunftsforschung
ist diese Frage vor dem Hintergrund interessant, dass nachhaltiges Handeln auf
Langfristigkeit ausgelegt ist und somit die zukünftigen Wirkungen des eigenen
Engagements zunächst unsicher sind. Entsprechend wird in der Arbeit auch die
Wahrnehmung von Zukunft durch die Initiatoren und Initiatorinnen untersucht.
Da wissenschaftliche Arbeiten zu dieser speziellen Akteursgruppe bisher
fehlen, ist das Vorgehen qualitativ und orientiert sich an der Grounded-
Theory-Methodologie nach Barney Glaser und Anselm Strauss. Theoretisches
Sampling und halbstrukturierte Interviews bestimmen die empirische Erhebung.
Das Ergebnis der Arbeit ist eine Theorie-Skizze, die erste Aufschlüsse darüber
gibt, welche Faktoren Menschen dazu bewegen, ihre Handlungspraktiken über die
individuelle Reichweite hinaus in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern. Dabei
werden übergreifende Kriterien identifiziert: Optimistisches Zukunftsdenken,
die Wahrnehmung von Zukunft als gestaltbar sowie der Wille und das
Verantwortungsbewusstsein, Gesellschaft im Sinne der Nachhaltigkeit zum
Positiven zu verändern, treiben die Akteure ebenso an wie die Sinnhaftigkeit,
die ihr eigeninitiatives Handeln mit sich bringt. Als heterogen erweisen sich
hingegen die Relevanz der verschiedenen Faktoren sowie die auslösenden Momente
des konkreten Engagements. Die Arbeit legt einen Grundstein für vertiefende
Studien über die Vorreiter zukunftsfähigen Handelns, welche für die
Erforschung von Bedingungen und Wirkmächten sozialen Wandels von großer
Bedeutung sind