Die Aufstände in Tunesien stehen für den Auftakt der Umbrüche in der
Arabischen Welt und entfachten gleichzeitig eine Diskussion um neue
Aktivismusformen online. Das Arbeitspapier befasst sich mit der Frage,
inwieweit die Nutzung Neuer Sozialer Medien, insbesondere Facebook und
Twitter, die Aufstände vorbereitet und befördert haben. Mit Hilfe von
Datenerhebungen im Netz, deren Erhebungszeitraum bereits Anfang Januar 2011
beginnt und qualitativen Interviews mit tunesischen Internet-AktivistInnen
werden die Mobilisierungsdynamiken zwischen „Netz“ und „Straße“ bis zur Flucht
des Präsidenten Ben Ali nachgezeichnet. Theoretisch-konzeptionell wird ein auf
politische Kommunikationsformen erweiterter Partizipationsbegriff entwickelt
und mit der Konstituierung von „Gegenöffentlichkeiten“, im Sinne von
virtuellen Räumen, verknüpft, die im Kontext der Medienzensur und
Repressionspolitik des Regimes Ben Ali als „gegenstaatlich“ definiert werden.
Im Mittelpunkt der Analyse stehen dabei die AktivistInnen, die an der
Schnittstelle von virtuellen und realen Räumen agieren und sich dabei unter
anderem der Problematik der „Glaubwürdigkeit“ in der entkontextualisierten und
von Zensur unterwanderten Internet-Kommunikation stellen müssen