Einleitung: Bei zahlreichen Erkrankungen ist eine aktive Einbindung von
Patienten von großer Bedeutung. Mit Hilfe der psychologischen Methode des
Selbstmonitorings können eigene Verhaltensweisen dargestellt und analysiert
und somit Verhaltensänderungen erzielt werden. Technische Systeme wie
Gesundheits-Apps ermöglichen neue Wege der „Selbstvermessung“. Methodik: Zur
Analyse des Nutzungsverhaltens von Senioren sowie des individuellen Nutzens
bei der Verwendung einer Gesundheits-App wurde eine Studie mit 30 Senioren
durchgeführt (Akzeptanzstudie). Die über 60-jährigen Probanden ohne chronische
Erkrankungen nutzten eine Gesundheits-App zum Selbstmonitoring
gesundheitsbezogener Verhaltensweisen für vier Wochen. Dabei wurde das
Nutzungsverhalten anhand subjektiver Angaben der Probanden und mit Hilfe
automatisch generierter Loggingdaten analysiert. Weiterhin wurde der Einfluss
der Nutzung auf gesundheitsbezogene Parameter wie die Medikamentenadhärenz und
die Lebensqualität untersucht. Anschließend wurde eine weitere Studie mit
älteren Diabetikern (n=36; Alter > 60 Jahre), welche die Gesundheits-App für
12 Wochen nutzten, durchgeführt, um die Verwendung über einen längeren
Zeitraum und die Effektivität im Diabetesmanagement zu ermitteln
(Diabetesstudie). Ergebnisse: Sowohl ältere Probanden ohne chronische
Erkrankungen als auch ältere Diabetiker nutzten die Gesundheits-App in großem
Umfang. Es konnte in beiden Studien eine Verbesserung hinsichtlich der
Medikamentenadhärenz und des Gesundheitsverhaltens gezeigt werden. Auf die
körperliche Aktivität hatte die Nutzung der App in beiden Studien keine
Auswirkungen. Die Gebrauchstauglichkeit (Usability) der Gesundheits-App wurde
in beiden Studien positiv bewertet. Jedoch ergeben sich für Patienten mit
einer chronischen Erkrankung besondere Anforderungen. Schlussfolgerung: Die
Nutzung einer Gesundheits-App kann sowohl für Probanden mit Diabetes Typ II
als auch für Probanden ohne chronische Erkrankungen zahlreiche Vorteile
hinsichtlich Gesundheitsverhalten und Compliance mit sich bringen. Dazu müssen
jedoch bei der Entwicklung die besonderen Bedürfnisse von Senioren
berücksichtigt werden. Umfangreiche Schulungs- und Supportkonzepte sind
ebenfalls notwendig, damit Senioren eine Gesundheits-App langfristig nutzen.Background: The active involvement of patients in their healthcare is crucial
in a number of diseases. Applying the psychological method of self-monitoring
can help to reveal and analyze individual behavior, and as a result achieve
change in behavior. Technological systems such as health apps allow new ways
of “self-measurement”. Methods: A study with 30 adults aged 60 and older was
conducted in order to analyze both the usage behavior of seniors and the
individual benefits obtained from health apps (acceptance study). People with
chronic diseases were excluded from this study. The participants used the app
over a period of 4 weeks with the aim to self-monitor health-related behavior.
Usage behavior was analyzed with automatically generated logging data and
additional subjective reporting of the participants. Furthermore, the effects
of use on health-related parameters such as medication compliance and quality
of life were examined. This was followed by another study with older diabetics
(age > 60, n=36). They used the app over a period of 12 weeks, in order to
evaluate usage behavior over an extended period and to analyze the efficacy
within diabetes management (diabetes study). Results: Both older participants
without chronic diseases and older diabetics used the health app to a great
extent. Medication compliance and health-related behavior was improved in both
studies. Conversely, there was no positive impact on physical activity. The
usability of the investigated health app was rated positive in both studies.
Particular demands are required for patients with chronic diseases.
Conclusion: The use of a health app can have various advantages for patients
with diabetes type II and for people without chronic diseases regarding their
health behavior and compliance. In order to achieve those, specific
requirements for seniors have to be taken into account at the development
stage. Comprehensive training and support concepts are necessary in order to
motivate older adults to use the app in the long run