research

When recipient design fails: Egocentric turn-design of instructions in driving school lessons leading to breakdowns of intersubjectivity

Abstract

Recipient design is a key constituent of intersubjectivity in interaction. Recipient design of turns is informed by prior knowledge about and shared experience with recipients. Designing turns in order to be maximally effective for the particular recipient(s) is crucial for accomplishing intersubjectively coordinated action. This paper reports on a specific pragmatic structure of recipient design, i.e. counter-factual recipient design, and how it impinges on intersubjectivity in interaction. Based on an analysis of video-recordings data from driving school lessons in German, two kinds of counterfactual recipient design of instructors' requests are distinguished: pedagogic and egocentric turn-design. Counterfactual, pedagogic turn-design is used strategically to diagnose student skills and to create opportunities for corrective instructions. Egocentric turn-design rests on private, non-shared knowledge of the instructor. Egocentrically designed turns imply expectations of how to comply with requests which cannot be recovered by the student and which lead to a breakdown of intersubjective cooperation. This paper identifies practices, sources and interactional consequences of these two kinds of counterfactual recipient design. In addition, the study enhances our understanding of recipient design in at least three ways. It shows that recipient design does not only concern referential and descriptive practices, but also the indexing intelligible projections of next actions; it highlights the productive, other-positioning effects of recipient design; it argues that recipient design should be analyzed in terms of temporally extended interactional trajectories, linking turn-constructional practices to interactional histories and consecutive trajectories of joint action.Der Adressatenzuschnitt von Äußerungen (recipient design) ist eine wesentliche Voraussetzung für die Herstellung von Intersubjektivität in der Interaktion. Adressatenzuschnitt speist sich aus präinteraktivem Wissen bzw. Einschätzungen bezüglich des Interaktionspartners und aus gemeinsamen Interaktionserfahrungen. In diesem Beitrag wird eine spezifische Form des Adressatenzuschnitts, nämlich kontrafaktischer, d.h. nicht den Gegebenheiten des faktischen Adressaten entsprechender Adressatenzuschnitt untersucht. Auf der Grundlage von Videoaufnahmen deutscher Fahrschulstunden werden zwei Formen des kontrafaktischen Adressatenzuschnitts von Turns des Fahrlehrers unterschieden: Pädagogischer und ego-zentrischer Adressatenzuschnitt. Kontrafaktischer pädagogischer Adressatenzuschnitt wird strategisch verwendet, um den Kompetenzerwerb der Schülers zu testen und, im negativen Falle, Gelegenheit zur korrektiven Instruktion zu bieten. Egozentrischer Adressatenzuschnitt beruht auf privatem Wissen des Fahrlehrers, welches vom Studenten nicht geteilt wird. Egozentrisch gestaltete Turns beinhalten Erwartungen darüber, wie Schüler die Aufforderungen des Fahrlehrers zu er-füllen haben, welche von den Schülern nicht erschlossen werden können. Dies führt schließlich zu einem Zusammenbruch der intersubjektiven Kooperation zwischen Lehrer und Schüler. Im vorliegenden Beitrag werden Praktiken, Quellen und interaktive Konsequenzen beider Formen kontrafaktischen Adressatenzuschnitts dargelegt. Die Untersuchung trägt darüber hinausgehend in drei Hinsichten zu einem vertieften Verständnis von Adressatenzuschnitt in der Interaktion bei: Sie zeigt, dass Adressatenzuschnitt nicht nur die Wahl referenzieller Ausdrücke und die Gestaltung von Deskriptionen, sondern auch die Formulierung hinreichend verständlicher Handlungserwartungen (Projektionen) betrifft; sie zeigt, dass Adressatenzuschnitt nicht nur retrospektiv auf Einschätzungen des Adressaten aufbaut, sondern prospektiv-performativ den Adressaten als Beteiligten mit be-stimmten Fähigkeiten, Eigenschaften usw. fremdpositioniert; sie weist aus, dass Adressatenzuschnitt nicht als punktuelles Turndesign zu verstehen ist, sondern dass Praktiken der Turnkonstruktion auf die Interaktionsgeschichte der Teilnehmer und den folgenden Verlauf des gemeinsamen Handelns zu beziehen sind

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