Die isometrische Zungenprotrusionskraft und feinmotorische Fähigkeiten von Kindern mit orofazialen Dysfunktionen (OFD) - objektive quantitative Untersuchung des motorischen Systems (Q-Motor)

Abstract

Hintergrund: Kinder mit orofazialen Dysfunktionen (OFD) haben Einschränkungen in der Kraft und Koordination von Lippen und Zungenbewegungen. Dies führt neben Kau- und Schluckstörungen zu phonetisch-phonologischen Auffälligkeiten (Sk2-Leitlinie 2011, Böhme 2003). Ein Zusammenhang zwischen orofazialer und der Feinmotorik der Finger wird vermutet (Redle et al. 2014, Wu et al. 2014, Olivier et al. 2007).Material und Methoden: Je 30 Kinder mit OFD und 30 Kinder der Kontrollgruppe wurden mittels Q-Motor (quantitative Messung des motorischen Systems) glossomotografisch mit zwei unterschiedlichen Kraftleveln untersucht. Zusätzlich wurde die Koordination des dominanten Zeigefingers hinsichtlich Kraft, Schnelligkeit und Regelmäßigkeit überprüft. Der Gruppenvergleich erfolgte mittels Exaktem Test nach Fisher, nicht-parametrischem Mann-Whitney-U-Test, linearer Regression sowie Spearman-Korrelation.Ergebnisse: Kinder mit OFD unterschieden sich signifikant von Kindern der Kontrollgruppe: sie konnten ihre Zungenkraft bei dem Kraftlevel von 0,5 N schlechter regulieren (Kraftvariabilität p=0.009), ihre Zunge signifikant kürzer am Kraftmessfühler positionieren (Kontaktzeit p=0.005) und mit geringerer Ausdauer und Präzision steuern (Ausdauer <10% p=0.006, <20% p=0.005, <50% p=0.037; Präzision ±10% p=0.034, ±20%, p=0.015, ±50% p=0.005).Kinder mit OFD konnten mit ihrem Zeigefinger signifikant langsamer, unregelmäßiger (Frequenz p=0.047, Tap Dauer p=0.001), mit höherer Kraftvariabilität (p=0,004) und mehr Kraftaufwand (p=0,003) auf den Sensor tippen.Diskussion: Mittels Q-Motor-Messung konnten signifikant eingeschränkte Fähigkeiten der Finger- und Zungenmotorik bei Kindern mit OFD nachgewiesen werden. Dies unterstützt die Annahme, dass bei Kindern mit OFD Probleme in der übergeordneten sensomotorischen Verarbeitung vorliegen.Fazit: Bei der Diagnostik und Therapie der OFD könnten neben den orofazialen sensomotorischen Kompetenzen auch die Feinmotorik der Finger eine Rolle spielen

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