Sequentielles fingermotorisches Lernen bei stotternden Erwachsenen

Abstract

Hintergrund: Idiopathisches Stottern ist eine Redeflussstörung mit erheblicher Beeinträchtigung der Lebensqualität. Eine hohe Rückfallquote nach Therapien, welche das Erlernen einer Sprechtechnik beinhalten, aber auch bisherige Studien sprechen für eine Einschränkung des motorischen sequentiellen Lernens bei Stotternden. Diese Studie untersucht, ob sich Stotternde in ihrer Lern- und Transferleistung nach einer 24 stündigen Konsolidierungsphase von einer gesunden Kontrollgruppe unterscheiden.Material und Methoden: Im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie wurde die fingermotorische sequentielle Lernleistung von 16 stotternden Erwachsenen mit der Lernleistung einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Die Gruppen stimmten bezüglich Geschlechterverteilung, Alter und Bildungsgrad überein. Vier Messzeitpunkte, Prätraining, Posttraining, 24h Posttraining und 24h Transfer, dienten zur Erhebung der Lernleistung, welche durch die Veränderung der Parameter Geschwindigkeit und Genauigkeit zwischen den Messzeitpunkten definiert war.Ergebnisse: Über die ersten drei Messzeitpunkte erzielten Stotternde eine deutlichere Steigerung der Geschwindigkeit als die Kontrollgruppe (p<0,05). In der Transferaufgabe behielten beide Gruppen ihre verbesserte Geschwindigkeit bei (p<0,001). Beide Gruppen steigerten ihre Genauigkeit in der Sequenzausführung über die ersten drei Messzeitpunkte (p<0,05). Es zeigten sich keine weiteren Gruppenunterschiede bezüglich der Lern- sowie Transferleistung.Diskussion: Wir beobachteten keine Beeinträchtigung von fingermotorischem sequentiellem Lernen bei Stotternden. Bisherige Studien, mit ähnlichen Parametern aber gegensätzlichen Ergebnissen, untersuchten motorisches Lernen anhand von 30 Sequenzwiederholungen. Unsere Studie enthielt deutlich mehr Sequenzwiederholungen und hat möglicherweise den Stotternden ausreichend Übung gewährt, so dass sie ihre Lernerfolge, ähnlich wie die Kontrollgruppe, steigern konnten.Fazit: Hinsichtlich der Geschwindigkeit der Bewegungsausführung sowie der Genauigkeit der Sequenzausführung können stotternde Erwachsene, mit ausreichend Übung, dieselbe Lernleistung wie nicht-stotternde Erwachsene erreichen. Gruppenunterschiede in der Lern- und Transferleistung könnten sich jedoch in der Präzision der Bewegungsausführung zeigen

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