Dysphagie als Spätfolge nach Radiotherapie von Kopf-Hals-Tumoren

Abstract

Hintergrund: Untersuchungen von Langzeitfolgen einer Radiotherapie bei Kopf-Hals-Tumoren beschränken sich meist auf einen posttherapeutischen Zeitraum von 5 bis 6 Jahren, die weiterreichenden Schädigungen sind weitgehend unbekannt. Daher analysierten wir eine Gruppe von 12 Patienten mit unterschiedlichen Kopf-Hals-Tumoren, bei welchen nach jahrelangem beschwerdefreien Intervall z.T. lebensbedrohliche Symptome mit schwerster Aspirationssymptomatik aufgetreten waren.Material und Methoden: Wir analysierten retrospektiv die Daten aus Krankenakten und Untersuchungsbefunden von 12 Patienten (N=12, 4w, 8m), Alter: 44-81 J., M 63 J.. Das Alter zum Zeitpunkt der Radiatio betrug 27-61 Jahre (M 49 J). Es handelte sich um unterschiedliche Tumorerkrankungen, in der Mehrzahl um Oropharynx- und Zungengrundtumore (n=7). Anhand der klinischen Untersuchung, der videoendoskopischen Überprüfung der Schluckfunktion sowie der videofluoroskopischen Untersuchung des Schluckvermögens wurden die pathophysiologischen Ursachen der Dysphagie erfasst und therapeutische Interventionen definiert.Ergebnisse: Die Zeitspanne bis zum Auftreten relevanter Schluckbeschwerden seit der Behandlung bei diesen Patienten betrug 10-27 Jahre (M 12 Jahre)! Wiederholt war es in dieser Zeit zu Fehlinterpretationen der Beschwerden gekommen (ALS, Systematrophie). Die pathophysiologischen Ursachen der Schluckstörung ließen sich sowohl lokalen strukturellen Schädigungen einschließlich Gefäßdestruktionen zuordnen als auch neurogenen Störungen aufgrund von Hirnstamm- und Rückenmarksläsionen oder Läsionen peripherer Hirnnerven.Diskussion: Bei der Beschreibung der Schädigungen durch alleinige oder kombinierte strahlentherapeutische Verfahren werden die Symptome, welche nach weit über 10 Jahren auftreten können, noch unzureichend erfasst und dokumentiert. Eine frühzeitige Erkennung einer beginnenden Symptomatik ist essentiell, um den Betroffenen durch geeignete Funktionelle Therapiemaßnahmen, welche lebenslang notwendig sein können, möglichst lange eine orale Nahrungsaufnahme zu erhalten.Fazit: Bei Bestrahlungspatienten besteht bisher offensichtlich auch das Risiko substanzieller Veränderungen nach jahrelangem beschwerdefreien Intervall. Eine entsprechende Aufklärung, weitreichendere Kontrolluntersuchungen als bisher und eine adäquate umfassende Therapie erscheinen angezeigt. Diese Spätschädigungen sollten auch in Vergleichsbewertungen operativer und radiologischer Therapieverfahren bei Kopf-Hals-Tumoren Berücksichtigung finden

    Similar works

    Full text

    thumbnail-image

    Available Versions