Evaluation des Follow-Ups in einer Follow-Up-II-Einrichtung nach Einführung des Neugeborenen-Hörscreenings (2009-2011)

Abstract

Hintergrund: Ziel des zum 01.01.2009 eingeführten Neugeborenen-Hörscreenings (NHS) ist die Diagnose einer Hörstörung bis Ende des 3. Lebensmonats und Therapiebeginn bis Ende des 6. Lebensmonats. Nur wenige Studien analysieren die Effektivität einer Follow-Up-Einrichtung.Die vorliegende Studie bewertet das Follow-Up in der größten Follow-Up-II-Einrichtung von Mittel- und Nordhessen (Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, UKGM Marburg) von Erstvorstellung bis zur Diagnose einer Hörstörung bzw. Einleitung einer Therapie im Zeitraum 2009-2011.Material und Methoden: Im Zeitraum 2009-2011 wurden 918 Neugeborene untersucht.Zielparameter pro Jahr waren Anzahl der untersuchten Neugeborenen, Alter (in Median) bei Erstvorstellung bzw. zum Zeitpunkt der Diagnose und des Therapiebeginns sowie Anzahl der notwendigen Besuche bis Diagnosefindung. Zusätzlich erfasst wurden die Lost-to-Follow-up-Raten.Mittels Kruskal-Wallis H-Tests wurde das Erstvorstellungs- sowie Diagnosealter abhängig vom Erstvorstellungsjahr geprüft, via Mann-Whitney U-Test, ob die Diagnoseart Einfluss auf das Diagnosealter hat.Ergebnisse: Von 2009 bis 2011 stieg die Anzahl der Neugeborenen von 243 auf 364 um 49,8%. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich das Erstvorstellungs- bzw. das Diagnosealter im Median signifikant von 4,3 auf 5,6 bzw. von 4,9 auf 6,4 Wochen (ps <.001). Die Zahl der erforderlichen Besuche bis Diagnosestellung blieb konstant bei 1,2 bzw. 1,3 pro Säugling. Die Lost-to-Follow-up-Raten sind numerisch von 8,6% auf 5,2% gesunken. Neugeborene ohne Hörstörung (87,9%) wurden signifikant früher diagnostiziert als die Hörgestörten: 5,2 vs. 9,6 Wochen (p <.001). Beide Altersangaben stiegen bis 2011 an. 63,3% der hörgestörten Neugeborenen erhielten ihre Diagnose vor Ende des 3. Lebensmonats, 77,3% den Therapiebeginn vor Ende des 6. Lebensmonats.Diskussion: Mit steigender Patientenzahl stieg das Erstvorstellungs- und Diagnosealter bei Hörgestörten. Allerdings lag das Diagnosealter einer Hörstörung mit 10,4 unter dem bundesweiten Median (5 Monate). Der prozentuale Anteil der Hörgestörten mit Therapiebeginn vor Ende des 6. Lebensmonats lag im Jahr 2011 mit 70,8% deutlich über dem bundesweiten Schnitt von 49,6%.Ein Anstieg der nötigen Besuche fand sich dagegen nicht.Fazit: Im Zeitraum von 2009-2011 fand sich ein zunehmender Bedarf eines Follow-Ups in Mittel- und Nordhessen und damit ein Anstieg des Diagnose- und Versorgungsalters. Nichtsdestotrotz konnten die Forderungen des GbA-Beschlusses vom 19.06.2008 eingehalten werden

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