Klassifizierung der Sprechapraxie anhand der Spontansprache - Welche Merkmale führen zu einer zuverlässigen Klassifizierung?

Abstract

Hintergrund: Derzeit existiert noch kein differenziertes Diagnostikverfahren, um Lautbildungsstörungen bei Sprechapraxie in der Spontansprache zu untersuchen. Die aktuelle Studie soll eine kürzlich entwickelte Methode zur Bewertung von erworbenen Lautbildungsstörungen anhand von Spontansprachproben validieren. Es wurde untersucht, ob eine Kombination aus spezifischen lautsprachlichen Merkmalen extrahiert werden kann, die auf eine Sprechapraxie hinweisen und ob dieses Ergebnis mithilfe weiterer Außenkriterien validiert werden kann. Die Studie verfolgt damit das Ziel, ein zuverlässiges Instrument für die Sprechapraxiediagnostik anhand der Spontansprache zu entwickeln.Material und Methoden: Die Spontansprachanalyse erfolgte bei 101 Aphasiepatienten nach linkshemisphärischem Schlaganfall. Für die Bewertung wurden 11 Variablen, bestehend aus segmentalen und suprasegmentalen Fehlerkategorien sowie Auffälligkeiten im Sprechverhalten, mit einer Skala über die gesamte Äußerung hinweg beurteilt. Eine Hauptkomponentenanalyse sollte eine Merkmalskombination identifizieren, um die Patienten mit Sprechapraxie innerhalb der Stichprobe festzustellen. Die Validierung erfolgte anhand von Experteneinschätzungen und vorliegenden klinischen Daten (AAT, HWL).Ergebnisse: Die Faktorenanalyse lieferte ein 3-Faktoren-Modell, das 57,9% der Varianz erklärte. Dabei repräsentierte der erste Faktor (31,5% der Varianz) mit starken Variablen wie phonetischen Entstellungen oder reduzierter Artikulationsgeschwindigkeit Merkmale, die als Indikatoren für Sprechapraxie anerkannt sind. Sowohl mit den Expertenratings als auch mit den HWL-Ergebnissen und Variablen des AAT zeigte sich eine hohe und signifikante Korrelation mir den Faktorwerten.Diskussion: Auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse stellt die hier entwickelte Analysemethode ein aussagekräftiges Instrument zur Beurteilung der Sprechapraxie auf Spontansprachebene dar. Für eine Subgruppe von Patienten vor allem mit schweren Aphasien stellte sich heraus, dass Zusatzuntersuchungen auf Einzelwortebene (z.B. HWL) für die Diagnostik unverzichtbar sind.Fazit: Die Ergebnisse der Analyse eines umfangreichen Datensatzes sind von großer klinischer Relevanz, da sie die diagnostischen Möglichkeiten für zentrale Sprechstörungen um einen wichtigen neuen Zugang erweitern. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass das Störungsbild der Sprechapraxie, mit Ausnahme schwerer Formen, durch eine differenzierte Spontansprachanalyse klassifiziert werden kann

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