Der essentialisierende Blick zurück : Kolonialkrieg und Zugehörigkeit(en) im Fotoalbum

Abstract

Das italienische Kolonialregime brachte – auch durch visuelle Technologien – eine „grammar of difference“ hervor, die die soziale Sphäre in den Kolonien ordnen sollte. Über essentialisierende Kategorisierungen legte dieser fest, wer als Kolonisierter und wer als Kolonisierender galt. Und wiewohl die Realität selbstredend komplexer war, waren diese Ordnungsversuche so erfolgreich, dass sie langfristig gängige Vorstellung über Kolonialismus festigten. Das taten sie nicht nur über in der Öffentlichkeit zirkulierende Bilder, sondern gerade auch im Feld der privaten Praxis, in der sich die koloniale „Grammatik“ weit über die Existenz der eigentlichen politischen Kolonialregime hinaus perpetuieren konnte. Dieser Beitrag untersucht anhand der beiden Fotoalben Oskar Eisenkeils, der von 1935 bis 1940 als Kolonialoffizier in Italienisch-Ostafrika seinen Dienst versehen hatte, wie ,einfache‘ Akteur:innen in der Gestaltung von Kolonialerinnerungsalben die von ,oben‘ vorgegebene „grammar of difference“ gebrauchten, um in der Rückschau eine (vermeintlich) kohärente Selbsterzählung über das koloniale Engagement zu gestalten. In Anknüpfung an Frederick Coopers und Rogers Brubakers Kritik am Konzept Identität konzeptionalisiere ich Zugehörigkeit nicht nur als varibal und kontingent, sondern auch als Ereignis, in dem Menschen interagierten und handelten. Methodologisch bediene ich mich eines methodisch-kombinierten Ansatzes, der die bildhistoriografische Bildanalyse Jens Jägers mit den Überlegungen Cord Pagenstechers zur Albenanalyse verknüpft

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