Deutsche Prosodie im Vergleich zum Italienischen und anderen Sprachen: Wortbetonung und Glottalisierungen

Abstract

Der Begriff der Prosodie wird h\ue4ufig als Synonym f\ufcr Intonation verwendet, hingegen vertritt Firth (1948) eine breitere Auffassung von Prosodie: Er stellt die Prosodien als parallel zur phonematischen Struktur der Sprache verlaufende Spuren dar und bef\ufcrwortet eine Analyse, die die Interaktionen zwischen segmentalen und suprasegmentalen Eigenschaften der gesprochenen Sprache betrachtet. Laut Firth geh\uf6ren zu den Prosodien neben z.B. Betonung und Akzent auch durch Junktur der Silben bedingte Ph\ue4nomene wie Gemination, Aspiration und Glottalverschluss. Den Glottalverschluss bezeichnet Firth als junction prosody des Deutschen (s. Firth 1948, S.143-144). In diesem Sinne stellen wir in diesem Beitrag von uns durchgef\ufchrte experimentelle Untersuchungen zu zwei relevanten prosodischen Ph\ue4nomenen des Deutschen im Vergleich zum Italienischen und anderen Sprachen vor: zur Wortbetonung morphologisch komplexer W\uf6rter und zu Glottalisierungen, inbesondere wortinitialer Vokale (Kohler 1994). Der erste Teil unseres Beitrags befasst sich mit der Produktion und Perzeption der Wortbetonung deutscher morphologisch komplexer W\uf6rter durch italienische Deutschlernende und mit einem Aussprachetrainingsexperiment zur Wortbetonung. Solche prosodischen Trainingsma fnahmen sollten h\ue4ufiger eingesetzt werden, denn sie beeinflussen auch die segmentalen Aspekte der Aussprache positiv (Missaglia 1999). Im Aussprachetraining h\uf6rten die Lernenden die eigenen \uc4u ferungen nach Resynthese der Dauer der Phone, der Intensit\ue4t und der Grundfrequenz als Feedback, die so die korrekte Wortbetonung darstellten. Diese Art von Feedback war effektiver f\ufcr das Erlernen der Wortbetonung als das Feedback aus den nat\ufcrlichen \uc4u ferungen einer deutschen Muttersprachlerin. Im zweiten Teil unseres Beitrags stellen wir zwei unterschiedliche Funktionen der Glottalisierungen im Deutschen vor: als Intonationsmerkmal und als Markierung von Wortgrenzen. Wir haben Perzeptionsexperimente zur Wahrnehmung von Glottalisierungen durch deutsche MuttersprachlerInnen im Vergleich mit MuttersprachlerInnen anderer Sprachen durchgef\ufchrt. Schlie flich werden wir k\ufcnftige Untersuchungen zu Glottalisierungen im deutsch-italienischen Sprachvergleich besprechen. Firth, J. R. (1948). Sounds and prosodies. In: Transactions of the Philological Society, S. 127\u2013152. Kohler, K. J. (1994). Glottal stops and glottalization in German, Phonetica 51: 38-51, 1994. Missaglia, F. (1999). Phonetische Aspekte des Erwerbs von Deutsch als Fremdsprache durch italienische Muttersprachler. Wissenschaftliche Buchhandlung Theo Hector, Frankfurt am Main

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