Phylogenetische Betrachtungen zur Toxizität und Nesselwirkung einiger Actinaria (Anthozoa) im Vergleich zur Morphologie ihrer Nesselkapseln

Abstract

Die Toxizität und Nesselwirkung von sieben mediterranen Aktinien unterschiedlicher taxonomischer Stellung wird untersucht und mit der Morphologie der Nesselkapseln, speziell der p-Rhabdoiden, verglichen. Obwohl die Toxizitätsunterschiede auch bei nahverwandten Arten relativ groß sind, ergeben sich folgende Befunde: 1. Die Toxizität, gemessen an der Reaktion von Carcinus maenas nach parenteraler Applikation von Rohtoxin, entspricht nicht der Nesselwirkung (=lokale Reaktion der menschlichen Haut bei Berührung) und dem Grad der morphologischen Differenzierung der Nesselkapseln. Es wird vermutet, daß Toxizität und Nesselwirkung durch unterschiedliche Stoffe hervorgerufen werden. 2. Arten mit morphologisch differenzierteren Nesselkapseln und starker Nesselwirkung können von Arten mit einfacher gebauten Nesselkapseln und schwacher Nesselwirkung aber mit höherer Toxizität gefressen werden. Arten mit gleichen Nesselkapseltypen können unterschiedlich toxisch sein. 3. Hohe Nesselwirkung und große, morphologisch stärker differenzierte Nesselkapseln sind die Kennzeichen ursprünglicher Aktinienarten. Phylogenetisch jüngere Aktinienarten nesseln dagegen nur schwach und weisen kleinere, weniger differenzierte Nesselkapseln aber eine größere Toxizität auf. Daraus ist zu schließen, daß die morphologische Differenzierung und die Nesselwirkung der Nesselkapseln im Verlauf der Stammesgeschichte der Aktinien reduziert und durch eine zunehmende Toxizität kompensiert wurden

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