thesis

Untersuchungen zur Klassierung von abnormal-repetitiven Verhaltensweisen bei Hunden

Abstract

Abnormal-repetitive Verhalten (ARV) umfassen verschiedene Verhaltensstörungen, deren auffälligstes Merkmal die abnormal häufige Wiederholung von Verhaltensweisen ist. ARV treten auch bei Hunden auf und umfassen mitunter „Koprophagie“, „die eigene Rute jagen (Kreiseln)“, „Lichtreflexe jagen“, „Schatten anstarren“ und „psychogene Leckdermatitis“. In der Humanpsychologie werden ARV unter anderem in Stereotypien und Zwangsstörungen unterteilt. Bei Stereotypien wird ein bestimmtes Bewegungsmuster meist ziellos, jedoch gleichförmig wiederholt, während es bei Zwangsstörungen in gewissem Maße variabel, jedoch sehr zielgerichtet ausgeführt wird. Eine klare Zuordnung verschiedener ARV bei Hunden zu Stereotypien und Zwangsstörungen ist aufgrund ihrer phänomenologischen Eigenschaften jedoch meist nicht möglich. Stereotypien und Zwangsstörungen unterscheiden sich auch auf neurologischer Basis. In Studien an autistischen Kindern konnte gezeigt werden, dass sie mit unterschiedlichen Formen von Perseveration in spezifischen Verhaltenstests korrelieren. Während Stereotypien mit rekurrenter Perseveration, dem unangebrachten Wiederholen einer Verhaltensreaktion, verbunden waren, korrelierten Zwangsstörungen mit stuck-in-set Perseveration, dem unangebrachten Festhalten an bestimmten Verhaltensregeln. Ausgehend von diesen Erkenntnissen sowie von vergleichbaren Untersuchungen an Primaten und Labornagern wurden daher in der vorliegenden Arbeit Verhaltenstests zur Unterscheidung von rekurrenter und stuck-in-set Perseveration entwickelt und auf ihre Eignung zur Klassierung von ARV bei Hunden in Stereotypien und Zwangsstörungen getestet. Damit sollte eine zuverlässigere Diagnose dieser Verhaltensstörungen ermöglicht und eine gezieltere Therapie mit besseren Therapieerfolgen bei geringeren unerwünschten Nebenwirkungen angestrebt werden. Dazu wurden im Rahmen dieser Dissertation drei Studien durchgeführt. Weder bei den Hunden mit ARV insgesamt, noch bei Hunden mit bestimmten ARV bewirkte das mit Tryptophan angereicherte Futter eine signifikante Besserung in der Dauer oder Frequenz des auffälligen Verhaltens. Hunde mit Koprophagie zeigten jedoch unabhängig von der verabreichten Substanz eine signifikante Besserung während des Studienverlaufes. Zudem konnte bei diesen Hunden eine signifikante Korrelation zwischen der Häufigkeit der Kotaufnahme und der Häufigkeit der Konfrontation mit Kot festgestellt werden. Dieser Nebenbefund deutet darauf hin, dass eine Vermeidung des Kontakts mit Kot ein Ansatz zur Verminderung von Koprophagie darstellt. Dagegen konnten anhand der oralen Gabe von L-Tryptophan keine Rückschlüsse auf eine mögliche Diagnose von Zwangsstörungen gezogen werden. Dies könnte einerseits an der schwachen Ausprägung der ARV bei den untersuchten Hunden liegen, andererseits aber auch an einer zu kurzen Behandlungszeit. Entsprechend sind auch hierzu weitere Untersuchungen unter kontrollierten Bedingungen erforderlich.Abnormal-repetitive behaviours (ARBs) are a subset of behaviours that are frequently repeated, invariant in motor output, and independent of environmental interaction or goal. Furthermore they are apparently functionless, maladaptive, self-injurious, and inappropriate or odd. They are common in dogs and are shown as different behaviour patterns, such as coprophagia, lick granulomas, tail chasing, light chasing and shadow staring. Two of the most common types of ARBs are stereotypies and compulsive behaviours. In human medicine stereotypies and compulsive behaviour are distinguished based on measurable characteristics. For example, a stereotypy comprises the abnormal repetition of a motor pattern that has no obvious goal, whereas a compulsive behaviour is characterized by the abnormal repetition of a behavioural goal while the motor pattern may be variable. However, a clear differentiation of ARBs based on their phenomenological characteristics is often not possible. Stereotypies and compulsive disorders also differ with respect to the underlying neurobiology. Studies in humans have shown that both stereotypies and compulsive behaviours are associated with neural dysfunctions resulting in perseverative behaviour in test situations. However, while stereotypic behaviour is associated with recurrent perseveration - the inappropriate repetition of previous responses - compulsive behaviour is associated with stuck-in-set perseveration - the inappropriate repetition of attentional sets or goals. The aim of the present dissertation was to develop behavioural tests for use with dogs to assess these different types of perseveration. Furthermore, the tests should be used to classify ARBs in dogs into stereotypies and compulsive behaviour with the intent of improving strategies to prevent or treat ARBs in dogs. In order to meet these goals, three studies were conducted. There was no significant effect of treatment on the frequency or duration of ARBs. However, a significant improvement was shown in the dogs with coprophagia regardless of the substance applied. Furthermore, a significant correlation between the frequency of confrontation with feces and the frequency of coprophagia was found in these dogs. This incidental finding shows that the avoidance of feces may be an important first step in the behavioural therapy of coprophagia. The present results indicate that dietary supplementation with tryptophan is ineffective for detecting compulsive behaviour in dogs. However, several reasons may account for this finding. The dosage may have been too low and/or treatment too brief to demonstrate measurable improvements. Furthermore, the severity of the ARBs may again have been too mild to find differences to healthy dogs. Further research under controlled conditions is needed to clarify this

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