Versorgung in Zeiten von Corona - Drohender Systemkollaps oder normaler Wahnsinn? 2. wissenschaftliche Studie zu Herausforderungen und Belastungen aus der Sichtweise von Leitungskräften

Abstract

Der vorliegende Ergebnisbericht fokussiert auf die Entwicklung der Herausforderungen und Belastungen ambulanter und stationärer Pflegeeinrichtungen im Verlauf der Pandemie. Hierzu wurden sowohl zu Beginn der ersten Pandemiewelle im April 2020 wie auch im Verlauf der zweiten Pandemiewelle zwischen Dezember 2020 und Januar 2021 Leitungskräfte aus ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland online befragt. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen eine leichte Verschiebung der allgemeinen und pandemiebedingten Herausforderungen und Belastungen über die zwei Befragungswellen hinweg. Die Herausforderungen und Belastungen bleiben allgemein auf einem konstant hohen Niveau und haben sich mit Bezug auf das Wohlbefinden von Mitarbeiter*innen und dem Personalmangel im Zuge der zweiten Befragungswelle verstärkt. Wesentlich für die Bewältigung der Herausforderungen und Belastungen waren in der zweiten Befragungswelle die Inanspruchnahme finanzieller Hilfeleistungen, Vorsorgemaßnahmen, strukturelle Veränderungsmaßnahmen wie auch die Schulung, Beratung und Aufklärung von Mitarbeiter*innen und Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen. Darüber hinaus wurden auch der Austausch und die Unterstützung durch bspw. Träger*innen, Verbände, Unternehmen, Vereine oder Privatpersonen als wesentlich für die Bewältigung der Herausforderungen und Belastungen genannt wie auch das soziale Miteinander, die Kommunikation und das Arbeitsklima. Schließlich verdeutlichen die Ergebnisse, dass sich das selbst eingeschätzte Wohlbefinden im Zuge der Pandemie verschlechtert hat und der Wunsch, den Beruf zu verlassen, unter den Leitungskräften größer geworden ist. Der vorliegende Untersuchungsbericht liefert neue Erkenntnisse hinsichtlich der Herausforderungen und Belastungen von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen im Verlauf der Pandemie. Es werden weiterhin strukturelle Defizite im deutschen Pflegesystem deutlich, die in weiten Teilen durch die Aufopferungsbereitschaft der im Pflegesystem tätigen Mitarbeiter*innen aufgefangen werden

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