Seit der Einführung des Konzepts einer »Archäologie
des Wissens« ist wiederholt versucht worden, den Begriff
der Archäologie für eine allgemeine Kulturtheorie
zu funktionalisieren. Umfangreich erschienen in der
Folge die Archäologien, als deren Gegenstände nicht
einmal mehr die Gegenwart oder die Zukunft undenkbar
sind. Daneben musste sich, wie alle Kulturwissenschaften,
das institutionelle Fach Archäologie mit dem
prägenden Einfluss sprachlicher Bedingungen auf die
Gewinnung von Erkenntnissen auseinandersetzen. Dies
verweist auf eine zentrale Problematik, die eng an der
Kombination von Archäologie und Germanistik in der
konzeptionellen Gestaltung des Forschungskollegs
Morphomata orientiert ist, nämlich das wechselseitige
Verhältnis visuell wahrgenommener und literarisch
vermittelter Form sowie ihre Bezüge zu einer ihnen
zugrunde liegenden Vorstellung.
Der vorliegende Sammelband will über Fallbeispiele
aus den Blickwinkeln der Fachdisziplinen der Archäologie
und der Literaturwissenschaften Veränderungen
und Persistenzen in der Erschließung von Antike deutlich
machen. Im Zentrum der Beiträge stehen erstens
die Verwendung des Begriffs »Archäologie« außerhalb
des aus heutiger Sicht dafür charakteristischen Feldes
der Ausgrabung und deutenden Erfassung überlieferter
materialer Fundstücke, zweitens die dichterische Darstellung
archäologischer Tätigkeit im modernen Sinne
der sich ausbildenden Fachdisziplin und drittens Literatur
als Medium der Formulierung und Systematisierung
generierter Wissensbestände bzw. intersubjektiver
Diskursivität der Archäologie