thesis

Auf der Suche nach der gewonnenen Zeit : Aufmerksamkeit als Fehlerquelle in zeitlichen Urteilsaufgaben am Beispiel des Prior-Entry-Effekts ; Synopse zur Dissertation

Abstract

Die Vermutung, dass eine möglichst genaue Wahrnehmung zeitlicher Gegebenheiten essentiell für die erfolgreiche Interaktion von Menschen mit ihrer Umwelt ist, ist naheliegend. Dennoch sind Fehler in der menschlichen Zeitwahrnehmung keine Seltenheit. Im Subsekundenbereich wird etwa die zeitliche Reihenfolge zweier schnell aufeinanderfolgender Reize häufig vertauscht; ebenso werden zwei gleichzeitig präsentierte Reize zuweilen als sukzessiv wahrgenommen. Ein Faktor, der seit den Anfängen der experimentellen Psychologie für derartige zeitliche Fehler verantwortlich gemacht wurde und wird, ist Aufmerksamkeit. Das Gesetz des „früheren Eintritts“ (prior entry) nimmt an, dass Aufmerksamkeit die Verarbeitung von beachteten Reizen beschleunigt und auf diese Weise zeitliche Fehler verursacht. In Übereinstimmung mit der Prior-Entry-Hypothese konnte gezeigt werden, dass der Effekt überwiegend auf Aufmerksamkeit zurückzuführen ist und nicht, wie zuweilen vermutet, auf Urteilsverzerrungen zurückgeht. Allerdings verursacht Aufmerksamkeit den Effekt in anderer Weise als von der Prior-Entry-Hypothese vorhergesagt: Anders als seit über 150 Jahren vermutet, gehen Prior-Entry-Effekte nicht auf die Beschleunigung des beachteten Reizes, sondern auf die Verlangsamung des unbeachteten Reizes zurück. Aufmerksamkeit führt somit zu einem Posterior-Entry-Effekt für unbeachtete Information, anstelle eines Prior-Entry Effektes für beachtete Information.Although one might assume that veridical perception of time is necessary for successful interaction with our environment errors in human time perception are not infrequent. In the subsecond range observers perceive the order of two rapidly succeeding stimuli frequently as reversed and two actually simultaneous stimuli are sometimes perceived as successive. Since the very beginning of experimental psychology attention is held responsible for such temporal errors. The law of “prior entry” assumes that attention causes these errors by acceleration of attended stimuli. In accordance with the prior-entry hypothesis, it was demonstrated that prior-entry effects are primarily due to attention and not - as assumed by some researchers -due decision biases. However attention does not cause the effect by acceleration of the attended stimulus - as assumed in the prior-entry hypothesis - but by deceleration of the unattended stimulus. Thus attention leads to posterior entry of unattended information instead of prior entry of attended information.Tag der Verteidigung: 29.10.2012Paderborn, Univ., Diss., 201

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