research
Weltkonjunktur und deutsche Konjunktur im Herbst 2006
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Abstract
[Boom in der Weltwirtschaft geht zu Ende] Die weltwirtschaftliche Expansion hat sich im ersten Halbjahr 2006 in hohem Tempo fortgesetzt. Die starke Dynamik im ersten Halbjahr führt dazu, dass wir unsere Prognose für das Gesamtjahr 2006 deutlich von 4,5 Prozent im Frühjahr auf 5 Prozent heraufgesetzt haben. Allerdings scheint die Dynamik in den vergangenen Monaten etwas nachgelassen zu haben. Zudem haben sich die monetären Rahmenbedingungen weiter verschlechtert. So erwarten wir für das kommende Jahr eine merkliche konjunkturelle Verlangsamung, wenngleich der Produktionsanstieg in der Welt insgesamt mit 4,4 Prozent nochmals leicht über dem mittelfristigen Trend liegen dürfte. Spürbar zurückgehen wird die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung vor allem in den Vereinigten Staaten, wo sich die Expansion des privaten Konsums voraussichtlich deutlich abschwächen wird. Die Inflation dürfte, unter der Voraussetzung konstanter Ölpreise, im kommenden Jahr leicht zurückgehen. - [Euroland: Konjunkturelle Expansion erreicht Höhepunkt] Der Konjunkturaufschwung in Euroland erreicht in diesem Jahr seinen Höhepunkt. Mit einem Anstieg des realen BIP um 2,7 Prozent wird das beste Ergebnis seit 6 Jahren erzielt. Etwas langsamer geht es 2007 voran, weil der Boom in der Weltwirtschaft zu Ende geht und die Geldpolitik nicht mehr anregt. Das reale BIP wird nur noch um 2 Prozent zulegen. Bei alldem kommt die Haushaltskonsolidierung in Euroland nicht voran. - [Konjunktureller Höhepunkt in Deutschland wird überschritten] Die konjunkturelle Expansion in Deutschland hat in der ersten Hälfte dieses Jahres ein so hohes Tempo erreicht wie seit sechs Jahren nicht mehr. Allerdings dürfte im dritten Quartal der Höhepunkt des gegenwärtigen Zyklus erreicht sein. Wir erhöhen unsere Prognose für die Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2006 von 2,1 auf 2,4 Prozent, verringern aber die für 2007 von 1,2 auf 1,0 Prozent. Im kommenden Jahr wird die Konjunktur durch die Mehrwertsteuererhöhung sowie durch höhere Zinsen und eine schwächere Weltkonjunktur gedämpft. Die Verlangsamung könnte geringer ausfallen, wenn die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung stärker gesenkt würden als bisher geplant; die Finanzlage der Bundesagentur für Arbeit gestattet eine Senkung um einen weiteren vollen Prozentpunkt. - [Zur geplanten Reform der Unternehmens- und Kapitaleinkommensbesteuerung] Die Bundesregierung beabsichtigt, die Besteuerung der Unternehmen zu reformieren. Ziel ist es insbesondere, die Qualität des Standorts Deutschland zu verbessern. Wird die Steuerbelastung der Unternehmensgewinne wie geplant verringert, so wird die Investitionstätigkeit in Deutschland gestärkt; auch nimmt die Standortqualität zu. Kommt es aber zu der geplanten Verschärfung der Besteuerung der Zinsen auf Schulden der Unternehmen, so wird per saldo wenig erreicht. Es sollte daher auf eine verstärkte Belastung der Zinsen verzichtet werden. - [Zur geplanten Reform des Gesundheitswesens] Die Bundesregierung beabsichtigt, die gesetzlichen Regelungen, die die Versicherung des Krankheitsrisikos und das Angebot von und die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen betreffen, zu ändern. Der Reformplan beinhaltet Elemente, die den Wettbewerb zwischen den Anbietern von Versicherungsleistungen stärken würden. Er schließt aber auch Maßnahmen ein, die nicht zu einer marktwirtschaftlich orientierten Reform passen; insbesondere erscheint es kontraproduktiv, einen so genannten Gesundheitsfonds zu errichten. Die Reformabsichten, die sich auf das Angebot von Gesundheitsleistungen beziehen, sind ebenfalls nur teilweise positiv zu bewerten. Der Reformplan insgesamt basiert nicht auf einem konsistenten Gesamtkonzept. --