research

Entwicklung und Ursachen von mis-match-Arbeitslosigkeit in Westdeutschland

Abstract

"Der Aufsatz beschäftigt sich mit den Fragen: (a) Hat mis-match-Arbeitslosigkeit im Zuge des jüngsten konjunkturellen Aufschwungs in Westdeutschland zugenommen? (b) (Wenn ja,) welche Ursachen sind dafür maßgeblich gewesen? (c) Welche arbeitsmarktpolitischen Konsequenzen ergeben sich daraus? Zu (a) werden zwei Ansätze vorgestellt: Aus einer empirisch-statistisch orientierten Darstellung der Ausgleichsprozesse zwischen offenen Stellen und Arbeitslosen für die Jahre 1983 und 1990 wird gefolgert, daß es sehr viel seltener gelingt, Arbeitslose auf vakante Arbeitsplätze zu vermitteln. Sichere makroökonomische Schlüsse können jedoch daraus nicht gezogen werden. Deshalb wird in einem zweiten Anlauf das Konzept der Beveridge-Kurve anhand eines theoretisch-mathematischen Modells analysiert. Hieraus werden weitere Indizien für zunehmende mis-match-Arbeitslosigkeit abgeleitet. Multiple Regressionsanalysen zur Erklärung der Laufzeit offener Stellen und der Dauer der Arbeitslosigkeit bilden das methodische Instrumentarium zur Ursachenanalyse (b). Daraus ergibt sich insgesamt eine andere - oder jedenfalls modifizierte Sichtweise von mis-match-Arbeitslosigkeit als die traditionelle. Jene rückte die Profildiskrepanzen zwischen Arbeitslosen und offenen Stellen in den Vordergrund. Den größten Einfluß auf die Dauer der Arbeitslosigkeit haben nach unseren Ergebnissen vielmehr die Merkmale, die auf eine geringere individuelle Leistungsfähigkeit schließen lassen, wie Alter und gesundheitliche Einschränkungen. Die bisherigen unterschiedlichen technischen und organisatorischen Ausgestaltungen der Vermittlungstätigkeit in den Arbeitsämtern werden davon fast vollständig überlagert. Angesichts des empirischen Befundes 'mis-match-Arbeitslosigkeit als Ergebnis von Sortierprozessen auf beiden Marktseiten' steht Arbeitsmarktausgleichspolitik (c) vor größeren Schwierigkeiten als bisher. Diese werden durch die Zulassung privater Vermittler selbst nicht überwunden. Sie können insgesamt nicht allein durch Verbesserung der Vermittlungsleistung gemeistert werden, vielmehr sind zusätzliche Hilfen zur Eingliederung in Problemsituationen vor allem für Ältere nötiger denn je. Hier werden in Übereinstimmung mit Leitlinien zur Weiterentwicklung der Arbeitsvermittlung und Arbeitsberatung der Bundesanstalt für Arbeit insbesondere drei Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung aus der Sicht der Ergebnisse dieser Untersuchung und unter Einbeziehung jüngerer Forschungsergebnisse diskutiert und in ihrer Notwendigkeit unterstrichen: - Ausbau der Kontakte der Arbeitsvermittlung und Arbeitsberatung zu Klein- und Mittelbetrieben, - Konzentration der Vermittler auf das eigentliche Vermittlungsgeschäft bei Aufrechterhaltung des Dienstleistungsangebots der Arbeitsförderung aus einer Hand, - Nutzung der Unschärfen des Arbeitsmarktes/der arbeitnehmerseitigen Flexibilitäts- und arbeitgeberseitigen Substitutionsspielräume." (Autorenreferat)strukturelle Arbeitslosigkeit, Arbeitslosigkeit - Determinanten, mismatch, Arbeitslosigkeit - Dauer, offene Stellen, Arbeitsvermittlung - Quote, Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsmarktgleichgewicht, Westdeutschland, Bundesrepublik Deutschland

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