research

Dauer, Häufigkeit und Abbau der Arbeitslosigkeit. Eine kombinierte Bestandsanalyse der Arbeitslosen vom Mai und September 1977

Abstract

"Die von der Bundesanstalt für Arbeit veröffentlichten Zahlen zur Dauer der Arbeitslosigkeit überschätzen sowohl die tatsächliche Zeitspanne zwischen Beginn und Ende der Arbeitslosigkeit (abgeschlossene Dauer der Arbeitslosigkeit) als auch die Tage, an denen Personen von Beginn der Arbeitslosigkeit bis zum Zähltag ununterbrochen als arbeitslos registriert waren (bisherige Dauer der Arbeitslosigkeit). Ein Grund für diese Überschätzung der Gesamtdauer der Arbeitslosigkeit ist auf das Konzept der statistischen Erfassung der bisherigen Dauer der Arbeitslosigkeit zurückzuführen: Während in Ländern mit vergleichbarer Arbeitsmarktstatistik die bisherige Dauer der Arbeitslosigkeit vom Zeitpunkt des letzten Beginns der Arbeitslosigkeit ermittelt wird, geht man in der Bundesanstalt für Arbeit vom Zeitpunkt der erstmaligen Arbeitslosmeldung aus, die einer Nichtarbeitslosigkeitsperiode von mindestens 13 Wochen folgt. Personen, die mehrere kurzfristige Beschäftigungsperioden oder auch andere Arten von Unterbrechungen der Arbeitslosigkeit (z. B. Schulbesuch, Tätigkeit als Hausfrau, Krankheit) zwischen erster und letzter Arbeitslosmeldung aufweisen, erscheinen somit in der offiziellen Statistik tendenziell als Langfristarbeitslose, obwohl es sich überwiegend um kurzfristige Arbeitslose mit instabilen Beschäftigungsverhältnissen handelt. Im vorliegenden Aufsatz wurde die Ermittlung der bisherigen Dauer der Arbeitslosigkeit der international üblichen Definition angepaßt: Während nach den offiziellen Angaben 41,5 % der Arbeitslosen Ende September 1977 weniger als 3 Monate arbeitslos waren, betrug der Prozentsatz nach dem hier gewählten Verfahren 48,1 %. Über ein Jahr arbeitslos waren Ende September 1977 18,6 %, nach dem letzten Zugangsdatum berechnet dagegen nur 14,4 %. Neben der besseren internationalen Vergleichbarkeit erlaubt die hier ausgewiesene ununterbrochene bisherige Dauer der Arbeitslosigkeit sowohl eine direkte Verknüpfung der Sonderuntersuchungen von Mai und September 1977 als auch eine gesonderte Auswertung der Häufigkeit der Arbeitslosigkeitsperioden zwischen erster und letzter Arbeitslosmeldung. Von den 946 500 Arbeitslosen im Mai 1977 waren bis Ende September 1977 532 100 oder 56,2% aus der Arbeitslosigkeit ausgeschieden. Diese 4monatige Abgangswahrscheinlichkeit betrug bei Männern 59,6%, bei Frauen 53,0%, bei Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung 56,7%, bei Arbeitslosen mit abgeschlossener betrieblicher Ausbildung (einschließlich Berufsfach- und Fachschule) 55,8% und bei Akademikern 53,9%. Aus den höheren Austrittsraten der Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung folgt jedoch nicht, daß diese Personengruppe auf Dauer bessere Beschäftigungschancen hat. Die Häufigkeit der Arbeitslosigkeitsfälle belegt, daß Personen ohne Berufsausbildung in hohem Maße nach kurzer Unterbrechung wieder arbeitslos werden: Während bei diesen Personen jeder 4. im Jahreszeitraum Oktober 1976 bis September 1977 öfter als einmal arbeitslos war, war bei Personen mit abgeschlossener schulischer Berufsausbildung nur jeder 10. von Mehrfacharbeitslosigkeit betroffen. Insgesamt betrug die Mehracharbeitslosigkeit 22%, d.h. im Arbeitslosenbestand vom September 1977 war jeder 5. Arbeitslose im Jahreszeitraum davor mindestens zweimal arbeitslos." (Autorenreferat)Arbeitslosigkeitsbekämpfung, Arbeitslosigkeit - Struktur, Arbeitslosigkeit - Dauer, Mehrfacharbeitslosigkeit, Erhebungsmethode

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