research

Gerechtigkeitsprobleme im Wohlfahrtsstaat: Besteuerung, wohlfahrtsstaatliche Transfers und die Gerechtigkeit des eigenen Erwerbseinkommens

Abstract

The article discusses the conflict of goals between fair compensation for performance and equitable support based on need in modern welfare states, which is a subject of controversy in various disciplines. It answers the question of the extent to which this policy problem of modern welfare states, which is an issue at the macrosocial level, also creates individual perceptions of problems of equity. Based on survey results of a theory-driven supplemental survey of the longitudinal study of the German Socio-economic Panel (SOEP), it was investigated how employed persons evaluated their income with respect to the fairness of earnings and what effect welfare state interventions have. An important result of the analyses is the high proportion of persons who considered their earned income to be fair. Only a quarter of those employed in Germany consider their remuneration to be unfair. Thus it appears that the normative conflict of goals between fair compensation for performance and equitable support based on need described in the literature for the macrosocial level does not really exist at the individual level, as the article discusses theoretically with reference to new multidisciplinary work and also demonstrates empirically. An unexpected result of the analyses is that transfer payments by the government cannot compensate for perceptions of unfairness with regard to individual income; openly recognizable transfer payments may be seen as discriminatory. Der Beitrag arbeitet den in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen kontrovers diskutierten Zielkonflikt zwischen Leistungs- und Bedarfsgerechtigkeit in modernen Wohlfahrtsstaaten heraus. Es wird dabei die Frage beantwortet, inwieweit dieses für die Makroebene der Gesellschaft durchaus bestehende Steuerungsproblem moderner Wohlfahrtsstaaten auch in der individuellen Wahrnehmung Gerechtigkeitsprobleme erzeugt. Anhand von Umfrageergebnissen einer theoriegeleiteten Zusatz-Erhebung der Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) wird untersucht, wie Erwerbstätige ihr Einkommen unter dem Aspekt der Lohngerechtigkeit bewerten und welche Bedeutung dabei wohlfahrtsstaatliche Eingriffe haben. Ein zentrales Ergebnis der Analysen stellt der vergleichsweise hohe Anteil derjenigen dar, die ihr Erwerbseinkommen als gerecht wahrnehmen. Lediglich ein Viertel der Erwerbstätigen beurteilen in Deutschland ihr Einkommen als ungerecht. Genauso scheint der in der Literatur für die Makroebene der Gesellschaft konstatierte normative Zielkonflikt zwischen Leistung- und Bedarfsgerechtigkeit auf der individuellen Ebene nicht wirklich zu bestehen, wie der Beitrag theoretisch unter Rückgriff auf neue multidisziplinäre Arbeiten diskutiert und auch empirisch zeigt. Ein nicht erwartetes Ergebnis der Analysen besteht darin, dass Transferzahlungen des Staates die individuellen Ungerechtigkeitsempfindungen im Hinblick auf das eigene Einkommen nicht kompensieren können; offen erkennbare Transferzahlungen werden möglicherweise als diskriminierend empfunden.Gerechtigkeit, Wohlfahrtsstaat, SOEP

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