Risikofaktoren für Linksherzerkrankungen bei Patienten mit pulmonalarterieller Hypertonie und ihr Einfluss auf Ansprechen einer gezielten PAH-Medikation, Verträglichkeit und Prognose

Abstract

Einleitung und Ziel: Die pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) umfasst ein Kollektiv an Erkrankungen, die durch eine präkapilläre pulmonale Hypertonie mit erhöhtem PVR bei Ausschluss sekundärer Ursachen wie Lungenerkrankungen, chronischen Thrombembolien oder Linksherzerkrankungen definiert ist. In den letzten Jahren lässt sich ein neuer Phänotyp der idiopathischen PAH beobachten, welcher u.a. durch ein höheres Lebensalter bei Diagnose und eine erhöhte Anzahl an kardiovaskulären Erkrankungen und Risikofaktoren gekennzeichnet ist. In der deutschsprachigen Literatur der letzten Jahre wird dieser Phänotyp als atypische PAH beschrieben. Ziel dieser Dissertation ist eine weitere Untersuchung von Patienten mit atypischer PAH durch Vergleich mit typischen Patienten hinsichtlich Demographie, medikamentöser Therapie inklusive deren Ansprechen und Verträglichkeit sowie Überleben. Material und Methoden: In der klinikinternen Datenbank des Uniklinikums Regensburg wurden 132 Patienten mit der gesicherten Erstdiagnose einer PAH von 01.01.2005 bis 30.06.2017 identifiziert. Die atypische PAH wurde bei Vorliegen von mindestens drei (anamnestisch vorliegenden) Risikofaktoren für Linksherzerkrankungen (Adipositas, Arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Vorhofflimmern und Koronare Herzkrankheit) definiert. Die Gruppen wurden hinsichtlich Demographie und Hämodynamik zum Diagnosezeitpunkt sowie Belastbarkeit, NT-proBNP, Auswahl und Anzahl einer gezielten PAH-Medikation, deren Verträglichkeit, Belastbarkeit, klinischer Symptomatik und Überleben verglichen. Ergebnisse: Das Patientenkollektiv der atypischen PAH war älter (69 ± 10 Jahre vs. 58 ± 15 Jahre, p .05). Patienten, welche nicht unmittelbar nach Erstdiagnose eine gezielte PAH-Medikation verordnet bekamen, hatten einen niedrigeren mittleren PVR (6.7 ± 2.5 vs. 9.9 ± 5.4 WU; p < .001) und eine höhere durchschnittliche Anzahl an Komorbiditäten (5 vs. 4 Nebendiagnosen, p < .001). Sowohl der Nutzen, beispielsweise reflektiert in einer Verbesserung der klinischen Symptomatik und der Gehstrecke, als auch die Verträglichkeit einer gezielten PAH-Therapie unterschieden sich zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant. Initial unbehandelte Patienten hatten jedoch – bei nicht unterschiedlichem Überleben – ein signifikant höheres Risiko, eine kardiale Dekompensation zu erleiden (χ2(1) = 6.197, p = .010, OR = 3.5). Patienten mit atypischer PAH zeigten unabhängig von der Therapie ein schlechteres medianes Überleben als Patienten mit typischer PAH (88 vs. 52 Monate, p < .001). Nach Adjustierung für Demographie und Hämodynamik waren jedoch nur die Faktoren Alter (HR = 1.059) und männliches Geschlecht (HR = 2.056) mit geringerem Überleben assoziiert. Schlussfolgerung: Das Kollektiv von Patienten mit atypischer PAH am UKR war mit dem in der Literatur beschriebenen vergleichbar hinsichtlich Alter, Hämodynamik, Belastbarkeit sowie Verträglichkeit und Nutzen einer gezielten PAH-Medikation. Eine höhere Anzahl kardiovaskulärer Komorbiditäten war jedoch mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit assoziiert, nicht unmittelbar nach Diagnosestellung eine gezielte PAH-Therapie verordnet zu bekommen und eine kardiale Dekompensation zu erleiden. Auch ältere Patienten mit Komorbiditäten sollten nach der im Zentrum gestellten (Arbeits-)Diagnose PAH eine gezielte PAH-Medikation erhalten. Eine weitere Optimierung der Therapiestrategie von Patienten mit atypischer PAH sollte im Rahmen von multizentrischen, prospektiv randomisiert-kontrollierten Studien erfolgen

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