Einleitung
Das Kniegelenk ist das am häufigsten operativ versorgte Gelenk. Der Nachbehandlung derartiger Eingriffe kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie den operativen Erfolg sichert und die schrittweise Rückführung zu voller Funktionalität gewährleistet.
Methodik
Um den aktuellen Stand der Rehabilitation nach operativer Versorgung des Kniegelenkes abzubilden, wurden Nachbehandlungsrichtlinien von 120 orthopädisch-unfallchirurgischen
Institutionen untersucht. Die Module Gewichtsbelastung, Bewegungsausmaß, Orthesenversorgung, Bewegungsschienen-Therapie sowie Reha- und Sportartspezifisches Training wurden innerhalb der Hauptgruppen Knorpel-, Kreuzband-,
Meniskus-, Patellachirurgie und Endoprothetik einander gegenübergestellt und mit den Empfehlungen der aktuellen Literatur verglichen.
Ergebnisse
Trotz Etablierung knorpelchirurgischer Operationstechniken zeigt sich eine hohe Variabilität in der Nachbehandlung. Der größte Konsens besteht in Hinblick auf die
Empfehlungen zur Abstufung der Gewichtsbelastung.
Nach operativer Versorgung von Kreuzbandverletzungen sind für die weitere Nachbehandlung v. a. die Begleitverletzungen wie Innenband- oder Meniskusverletzungen von Bedeutung, die einer prolongierten und speziellen Nachbehandlung bedürfen. Standardisierte Nachbehandlungsprotokolle sind nach derartigen Eingriffen jedoch
nicht etabliert. Die Rehabilitation nach Meniskusrefixation variiert ebenso stark. Es sind v. a. bei der Gewichtsbelastung und dem Bewegungsausmaß Unterschiede sowohl innerhalb
der untersuchten Richtlinien als auch im Vergleich mit der aktuellen Literatur festzustellen.
Zur Nachbehandlung nach MPFL-Rekonstruktion kann gezeigt werden, dass sie ebenfalls einer hohen Variabilität unterliegt. Ein Konsens ist in keinem Modul der Nachbehandlung
auszumachen. Demgegenüber ist ein standardisiertes Vorgehen nach konservativer Therapie des instabilen Patellofemoralgelenkes etabliert.
Nach endoprothetischen Eingriffen wird aktuell ein standardisiertes evidenzbasiertes Vorgehen empfohlen. Unterschiede in der Nachbehandlung von Totalendoprothese im Vergleich zu einer Hemi-Prothese ergibt die Untersuchung nicht.
Fazit
Insgesamt zeigt diese Studie, dass nach operativer Versorgung des Kniegelenkes nicht nach einem standardisierten Protokoll nachbehandelt wird. Jedoch gibt es bezüglich
der Heterogenit�at der Empfehlungen große Unterschiede zwischen den Hauptgruppen
der Kniechirurgie. Es sind für die Module der Rehabilitation, v. a. für Rehaspezifisches und Sportartspezifisches Training hinsichtlich der Art und des optimalen Zeitpunktes
des Trainings, weitere Untersuchungen zur Etablierung einer standardisierten Rehabilitation nötig, um in Zukunft die bestmögliche, evidenzbasierte Nachbehandlung
zu gewährleisten