Hintergrund: Myocilin und Olfactomedin-1 sind Proteine der Olfactomedinfamilie,
deren Funktion weitestgehend ungeklärt ist. Myocilin-defiziente Mäuse besitzen
sowohl mehr Zellen in allen Retinaschichten als auch eine erhöhte Anzahl an Axonen
im N. opticus und zeigen eine geringere Ausprägung der Schädigung in etablierten
Schadensmodellen der Netzhaut. Mäuse, die eine mutierte Form von Olfactomedin-1
(Olfm1-mutant) bilden, werden hingegen vermehrt geschädigt.
Methoden: Durch Kreuzung von Myoc-/--Mäusen mit Olfm1-mutant Mäusen wurde
eine Myoc-/-/Olfm1-mutant Mauslinie generiert und durch PCR genotypisiert. Diese
wurde durch Untersuchungen anhand von Semidünnschnitten, TUNEL-Färbungen,
Lichtschaden, NMDA-Injektion und Realtime-PCR analysiert.
Ergebnisse: Myoc-/-/Olfm1-mutant Mäuse besitzen eine erhöhte Anzahl an
Photorezeptoren in der äußeren Körnerschicht. Da die Ursache hierfür im Ablauf des
ontogenetischen Zelltodes vermutet wurde, wurden TUNEL-Färbungen durchgeführt.
Diese zeigten eine erhöhte Anzahl an apoptotischen Zellen in der inneren
Körnerschicht zum Zeitpunkt P9 während in den anderen Retinaschichten kein
Unterschied bestand. Weitere Versuche mit Lichtschädigung und exzitatorischer
Schädigung durch NMDA-Injektion lieferten zudem keine Hinweise auf einen
Unterschied zwischen Myoc-/-/Olfm1-mutant Mäusen und Wildtyptieren bezüglich
des Ausprägungsgrads der Schädigung. Da dies durch Gegenregulation anderer
Olfactomedinproteine bedingt sein könnte, wurde durch quantitative Realtime-PCR
die Expression ausgewählter Vertreter der Olfactomedine untersucht. Dabei zeigte
sich tatsächlich eine vermehrte Expression an Latrophilin 1 (zum Zeitpunkt 8
Wochen), während jedoch Latrophilin 2 (zum Zeitpunkt 8 Wochen) und Olfactomedin
3 (zum Zeitpunkt P10), herrunterreguliert werden.
Schlussfolgerung: Myoc-/-/Olfm1-mutant Mäuse weisen einen vom Wildtyp
abweichenden Phäntotyp auf, der sich auch vom Phänotyp von Myoc-/- oder Olfm1-
mutant Mäusen der rein Myocilin defizienten oder Pancortin mutierten Tiere
unterscheidet. Somit besteht wahrscheinlich ein gegenseitiger Einfluss von Myocilin
und Olfactomedin-1. Ein Effekt durch den unterschiedlichen genetischen Hintergrund
kann nicht ausgeschlossen werden