Alltägliches Handeln in intelligenten Systemen: Philosophische Überlegungen zur Hybridisierung von Menschen durch intelligente Technik - Konsequenzen für ein technisches Design im Ubiquitous Computing

Abstract

Techniken mit intelligenten Befähigungen begegnen uns schon heute im Alltag und sind Hauptprotagonisten vieler Erzählungen techno-sozialer Zukünfte und konkreter Entwicklungsvorhaben. Zu intelligenten Systemen zählen u. a. Haushaltsroboter, Expertensysteme, Smarthomes, Fahrerassistenz- und Navigationssysteme, Systeme für personalisierte Werbung oder medizinische Diagnose. In dieser interdisziplinären Dissertation werden die Möglichkeiten alltäglichen Handelns in intelligenten Systemen philosophisch untersucht und diskutiert, welche Konsequenzen sich aus diesen Überlegungen für die technische Gestaltung intelligenter Systeme ergeben. Dabei sind hybride Konstellationen von Menschen und intelligenter Technik von zentralem Interesse. Mensch-Technik-Hybride sind keine Verbindungen, die sich in Bezug auf moderne Hochtechnologien konstituieren, sondern Menschen und Techniken bildeten immer schon Hybride, die sich dadurch auszeichnen, dass die Technik ein mitbestimmender Teil des alltäglich-selbstverständlichen Agierens von Personen ist. Es wird argumentiert, dass Hybride als selbstverständliche und somit subjektiv nahtlose Verbindungen von Mensch und Technik aus Sicht einer Designstrategie im Ubiquitous Computing von Interesse sind. In der Dissertation wird eine Philosophie der Hybridisierung von Menschen durch intelligente Technik entworfen. Die Bedingungen für die Entstehung hybrider Verbindungen werden anhand medienphilosophischer und phänomenologischer Überlegungen unter Berücksichtigung eines technischen Verständnisses intelligenter Systeme rekonstruiert. Es lässt sich anhand der theoretischen Überlegungen zeigen, dass und warum eine Hybridisierung von Menschen durch intelligente Technik problematisch sein kann: Demnach ist es für Nutzer im Erlernen eines Umgangs mit intelligenter Technik häufig schwierig mit Irritationen bzw. dem nicht-erfüllten von anfänglichen Erwartungen umzugehen, weil die autonomen Systemaktivitäten ein Zu- bzw. Einordnen von Systemeffekten nicht zulässt. Im gestalterisch-angewandten Teil der Arbeit werden Methoden entwickelt, die auf diese Problemlage reagieren. Intelligente Systeme müssen, so der Ansatz, Aspekte ihres internen Wirkens für den Nutzer transparent vermitteln, damit Gründe für Irritationen identifiziert und dieses Wissen in korrigierender Absicht genutzt werden kann. Mögliche zu vermittelnde Aspekte werden auf Basis einer Diskussion zur Verstehbarkeit von lernenden Algorithmen in einem Kandidaten-Framework systematisiert. Das Framework wird im Bereich intelligenter Self-Tracking-Techniken systemisch umgesetzt und anhand von zwei Nutzerstudien evaluiert. Die Ergebnisse der Nutzerstudien dienen dazu, die Eignung der Methoden hinsichtlich der Problemlage aufzuzeigen sowie die theoretischen Konzepte anhand der Praxis zu veranschaulichen und zu vertiefen

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