Der Beitrag untersucht die Geschichte des Badens bzw. der Badekultur als "Schnittstelle" zwischen Hygiene und Scham im Rahmen einer Rekonstruktion der Vorgeschichte der Freikörperkulturbewegung. Der Autor sieht hier einen fruchtbaren Ansatzpunkt, an dem sich der "Umgang mit Nacktheit und die damit verbundenen moralischen Auseinandersetzungen" darstellen lassen. Die zeitlich und gesellschaftlich bedingte Verhaltenspraxis der Scham verweist in der Verbindung mit Bademode und dem Ort des Badens (im Freien oder der Badeanstalt) nicht nur auf ein wichtiges Moment der Distinktion von Lebensstilen, sondern auch auf den Anteil von für "natürlich" gehaltener Hygiene am Zivilisationsprozeß. Der Autor zeigt insgesamt, dass das Baden mit oder ohne Badehose bzw. Badekleid nicht nur eine Frage lokaler Gegebenheiten war, sondern auch im Deutschen Kaiserreich zu einer "Weltanschauungsfrage" wurde. (ICA