'Botanic Garden & Botanical Museum Berlin-Dahlem BGBM'
Abstract
"Im April 2005 veranstalte die Forschungsgruppe Public Health in Kooperation mit der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin ein Symposium unter dem Titel 'Jenseits der Homosexualität? Zur Zukunft der HIV-Prävention für schwule Männer'. Vor dem Hintergrund zunehmender HIV-Infektionen in Deutschland vor allem unter homosexuellen Männern ging diese Veranstaltung der Frage nach, ob die gängige Präventionspraxis in Deutschland und den USA nach einem zu engen Konzept der Sexualität arbeite und dadurch eine wesentliche Dimension der Sinnhaftigkeit des sexuellen Handelns vernachlässige, nämlich den Wunsch nach 'transzendentalen Erfahrungen'. Im hier gedruckten Hauptreferat argumentiert Prof. Dr. James I. Martin von der New York University anhand zahlreicher Beispiele, dass der Wunsch nach Transzendenz einen zentralen Aspekt der Sexualität darstelle, der bis heute von Gesundheitswissenschaftlern und Präventionsfachkräften ignoriert worden sei. Durch eine explizite Bezugnahme auf diesen Aspekt würden Präventionsmaßnahmen von homosexuellen Männern stärker wahrgenommen werden, weil wichtige Beweggründe für das Eingehen eines Infektionsrisikos angesprochen wären. In der im Anschluss erscheinenden Replik von Dr. Michael T. Wright wird die Grundthese einer möglichen Transzendenz im theologischen Sinne durch sexuelles Erleben nicht in Frage gestellt. Dieses als Thema oder sogar als Schwerpunkt der Prävention wird jedoch kategorisch abgelehnt, weil eine solche Diskussion weit über den Auftrag der Präventionseinrichtungen hinausgehe und deshalb erhebliche ethische Probleme bereite, ohne absehbar zur Verbesserung der Präventionsmaßnahmen beizutragen. Wright beschreibt den aktuellen Stand der Präventionsarbeit bei homosexuellen Männern in Deutschland und zeigt Entwicklungsmöglichkeiten auf, die den Wunsch nach Transzendenz respektieren, ohne einen expliziten Bezug darauf nehmen zu müssen." (Autorenreferat)"In April 2005 the Research Group Public Health held a symposium in cooperation with the Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin entitled, 'Beyond Homosexuality? On the Future of Prevention for Gay Men.' Given the rising number of new infections of HIV among homosexual men in Germany, the purpose of the symposium was to consider whether the current concept of sexuality used in prevention programs in Germany and the US is too narrow. Particularly the 'transcendental' aspects of sexual experience were examined. James I. Martin, PhD from New York University argues that the desire for transcendence is an important aspect of sexuality. By explicitly speaking to this desire, prevention programs could be more effective in reaching homosexual men whose risk-taking behaviour is in part a search for ecstasy. In his response Dr. Michael T. Wright supports the premise that transcendence through sexual experience is possible. However, he rejects categorically that this aspect should be incorporated into prevention interventions. According to Wright the topic of transcendence far exceeds the mandate of public health and thus poses serious ethical problems as a focus for prevention activity. Wright outlines the current state of prevention in Germany for homosexual men and makes recommendations for the further development of interventions which respect the experience of transcendence, but which do not incorporate this topic into prevention programming." (author's abstract