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Der Vorwurf der Trunksucht als Instrument der Repression: Studie zur Kontinuität von Vorurteilsstrukturen

Abstract

Ausgehend von der ausführlichen Darstellung der 'Marktlage für alkoholische Getränke im 19. Jahrhundert' in Preußen und der steuerlichen Behandlung von Produktion bzw. Konsum der alkoholischen Getränke, untersucht die Autorin das Trinkverhalten der Arbeiterschaft. Dabei verdeutlicht sie, daß die Arbeiter in der Zeit der Frühindustrialisierung mit Alkohol entlohnt wurden, daß den Arbeitern zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit 'Freischnaps' angeboten wurde, daß später, mit komplizierter werdenden Arbeitsgängen, Alkohol verboten wurde. Der Zusammenhang zwischen Akoholkonsum und (schwerer) körperlicher Arbeit verfestigte sich bei den Arbeitern. Die Autorin zeigt dann, wie durch die wissenschaftliche Bearbeitung der neuen Krankheit 'Alkoholismus' durch Mediziner und Psychiater mit den Theorien des Sozialdarwinismus und der Degenerationslehre, die Arbeiter als trunksüchtig und damit 'moralisch minderwertig' eingestuft wurden, was Adligen und Bürgertum dieser Zeit gerade recht kam, da sich die Arbeiter in der SPD zu organisieren begannen. Die Autorin stellt fest, daß 'heutzutage in allen sozialen Schichten gleichermaßen getrunken wird' und 'Denunzierungen der Arbeiterschaft wegen ihrer Trinkgewohnheiten' in der Literatur der BRD kaum noch stattfinden. Im zweiten Teil beschäftigt sich die Autorin mit dem Trinkverhalten der Frauen in der BRD. Hierbei ist wesentlich, daß sich die Forschung fast ausschließlich mit Problemen des Alkoholismus von Frauen während der Schwangerschaft auseinandersetzt. Die Autorin weist darauf hin, daß 'psychosoziale und sozio-ökonomische Lebensbedingungen der Mütter' außer Beachtung bleiben, obwohl sie für evtl. Schädigungen des Kindes verantwortlich sein können. Hier, wie früher bei den Industriearbeitern, wird die Trunksucht als Vorwand genommen, um Vorurteilsstrukturen zu bestärken, die bei den Frauen zu Zwangsmaßnahmen (Sterilisation) führen können. In diesem Zusammenhang geht die Autorin auch auf Erfahrungen während der Herrschaft der Nationalsozialisten ein. (RE

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