"Prozesse einer allgemein zunehmenden Informalisierung und Technisierung der Gesellschaft machen auch vor dem generativen Verhalten nicht halt. Zwischen einer ursprünglich vorherrschenden Natürlichkeit von Reproduktion ist vermittelt über den medizinisch-technischen Fortschritt das Ideal der Planbarkeit fertilen Verhaltens getreten. Gegenwärtige mediale und wissenschaftliche Diskurse verweisen auf zwei Seiten von Planbarkeit und Fertilität: einerseits die durch Verhütung gesicherte Planbarkeit gegen ein Kind wie auch andererseits die - notfalls medizinisch unterstützte - Planbarkeit zum Kind. Empirisches Material spricht jedoch eine andere Sprache, deuten sie doch auf diametrale Prozesse zu diesem Planbarkeitsideal. Der Beitrag wird sich auf einen der beschriebenen zwei Aspekte konzentrieren: die ungeplanten Schwangerschaften. Wie 'natürlich' bzw. ungeplant sind ungeplante Schwangerschaften? Die sehr wenigen Studien (z.B. DESIS, Frauen leben, SOEP), die über ungeplante Schwangerschaften berichten, geben für die Bundesrepublik einen Anteil zwischen 30 und 40 Prozent ungeplanter Schwangerschaften an. International betrachtet schwanken die Ergebnisse hierzu beträchtlich. In Zeiten sicherer Verhütungsmittel und wenn man berücksichtigt, dass Schwangerschaften biologisch betrachtet nur in recht engen Zeitfenstern ('fruchtbare Tage') eintreten können, stellt sich die Frage, wie sich der hohe Anteil von ungeplanten Schwangerschaften erklärt. Die diesbezüglich üblicherweise zu findenden Erklärungen, die auf geringe Bildung, niedriges Alter sowie unsichere Anwendung von und geringes Wissen über Kontrazeptiva, oder auch auf ein uneindeutiges Verständnis des Begriffes von Planbarkeit verweisen, sind nicht wirklich überzeugend, zieht man etwa neuere Ergebnisse zum Verhütungsverhalten heran. Denkbar ist zusätzlich, dass gerade auch Ambivalenzen im Kinderwunsch das generative Verhalten beeinflussen und eher auf inkonsequente Verhütungspraxen hinweisen. Der Beitrag wird versuchen, diesen Aspekten mittels vorliegender nationaler und ggf. internationaler Studien zu ungeplanten Schwangerschaften näher zu kommen. Aktuelles empirisches Material bietet der Datensatz des so genannten Mini-Panels des PAIRFAM-Projekts (Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics). Er ist einer der wenigen Datensätze, der neben der expliziten Erhebung generativer Intentionen prospektiv auch die proximalen Faktoren (wie z.B. das Verhütungsverhalten, Einstellungen zur Schwangerschaft usw.) mit erhebt und nähere Antworten auf das Planungsverhalten von fertilen Verhaltens verspricht." (Autorenreferat