Dieser ProYoungStock-Practice Abstract gibt praktische Empfehlungen für eine schrittweise Gestaltung von Trennung und Absetzen von Kälbern in der kuhgebundenen Aufzucht. Diese soll dazu beitragen, den Stress für Tier und Mensch so gering wie möglich zu halten und Gewichtseinbußen der Kälber und Milchabgabestörungen bei Kühen vorzubeugen

Bieber, Anna

Ivemeyer, Silvia

Schneider, Claudia

Spengler Neff, Anet

Organic Eprints

 Trennen und Absetzen von Kälbern in der kuhgebundenen Aufzucht  Problem  Die Anzahl Milchviehbetriebe mit kuhgebundener Kälberaufzucht über mehrere Wochen bis Monate nimmt derzeit zu. Diese späte Trennung von Kalb und Kuh bedarf besonderer Strategien, um Stress und Trennungsschmerz zu reduzieren, denn das natürliche Absetzalter liegt erst bei 8-10 Monaten. Lösung  Spätes Absetzen und Trennen von Kalb und Kuh sollte schrittweise und frühestens nach 3 Monaten erfolgen. Änderungen sollten nicht abrupt vorgenommen werden. Wirkung  Eine schrittweise Gestaltung von Trennung und Absetzen soll dazu beitragen, den Stress für Tier und Mensch so gering wie möglich zu halten und Gewichtseinbußen der Kälber und Milchabgabe-störungen bei Kühen vorzubeugen.  Praktische Empfehlungen  Beim graduellen Trennen und Absetzen ist das Ziel, die Tiere langsam an die neue Situation zu gewöhnen. Dies kann erreicht werden, indem die Milchmenge für das Kalb schrittweise reduziert, die Kontaktzeit von Kuh und Kalb nach und nach verringert wird und indem alle anstehenden Änderungen (Absetzen, Trennen, Stall-/ Futterwechsel) möglichst zeitlich versetzt vollzogen werden.  Strategie 1: Schrittweise Verringerung des Kuh-Kalb Kontaktes Die Kälber werden für länger werdende Zeitintervalle von den Kühen getrennt bzw. kürzer und seltener zu den Kühen gelassen. In Systemen mit permanentem Kuh-Kalb-Kontakt können die Kälber zunächst für ein paar Stunden und dann stetig länger getrennt werden. In restriktiven Systemen können die grösseren Kälber erst später als die kleinen oder nur noch einmal am Tag zu den Kühen gelassen werden. Strategie 2: Erst Trennen, dann Absetzen Die Kälber werden von der Mutter getrennt, erhalten aber weiterhin Milch: am Eimer, am Automaten oder an einer Amme. Das Absetzen erfolgt danach durch schrittweise Reduzierung der Milchmenge. An der Amme ist die Reduzierung über die Anpassung der Kontaktdauer und der Anzahl Kälber pro Amme möglich. Wenn von der Mutter oder Amme an Eimer oder Automaten gewechselt wird, sollten die Kälber den Nuckel bereits kennen, durch das Vertränken der Biestmilch mit der Flasche oder regelmäßiges zusätzliches Angebot von Milch im Eimer. Strategie 3: Erst Absetzen, dann Trennen Die Kälber bleiben nach dem Absetzen noch für 4-8 Tage bei den Kühen, können aber nicht mehr am Euter saugen. Dies funktioniert nur, wenn Saugentwöhner (Noseflaps) verwendet werden, die zuverlässig in der Nase bleiben, ohne zu Verletzungen zu führen. Das Entwöhnen an Zaun oder Buchtenabtrennung ermöglicht Sicht- und Körperkontakt und kann als Zwischenschritt die endgültige Trennung erleichtern. Weitere Anmerkungen: • Die Strategien 1 und 2 sowie 1 und 3 können miteinander kombiniert werden. • Für alle Übergangszeiten sollten ca. 1-2 Wochen eingerechnet werden.  ProYoungStock – Practice Abstract  Practice Abstract The project receives funding from the European Union’s Horizon2020 Research & Innovation Programme under grant agreement no 727495, CORE Organic Cofund  • Wenn möglich sollten Kälber als Gruppe und nicht als Einzeltier abgesetzt/ getrennt werden. • Die Strategien sollten betriebs- und tierindividuell angepasst werden.    Bild 1 (links): «Nose flap» verhindert das Saugen  Bild 2 (rechts): Ammenkuh mit zwei Kälbern Weitere Informationen   Videos  • https://www.youtube.com/watch?v=VjBWjtc-UlA%2 (DE, Untertitel: DE, EN, FR, PL) • https://www.youtube.com/channel/UCCoC0X8wJIEkpNkxYPYHEAQ/videos (Zugang zu verschiedenen Betriebsportraits, Schweizerdeutsch, Untertitel: DE, FR) Weitere Lektüre • https://www.fibl.org/de/shop/1575-muttergebundene-kaelberaufzucht.html (Merkblatt zum kostenlosen Download, DE, EN, FR, IT, PL) Weblinks • https://www.bioaktuell.ch/tierhaltung/rindvieh/magka-start.html (DE)  • https://www.thuenen.de/de/thema/nutztiershyhaltung-und-aquakultur/wie-tiergerecht-ist-die-nutztierhaltung/die-kaelber-wieder-bei-den-muettern-lassen/ (DE) • https://schweisfurth-stiftung.de/tierwohl/kuhgebundene-kaelberaufzucht/ (DE) • https://terrabc.org/p/tiere/tierhaltung/muttergebundene-kaelberaufzucht-milchvieh/ (DE) • https://ig-kalbundkuh.de/(DE) • https://www.kuhgebundene-kaelberaufzucht.de/ (DE) über dieses Practice Abstract und ProYoungStock  Publisher: 1 Forschungsinstitut für biologischen Landbau (CH), 2 Universität Kassel (DE) Autoren: Claudia Schneider1, Anna Bieber1, Anet Spengler Neff1, Silvia Ivemeyer2 Kontaktpersonen: Claudia Schneider, claudia.schneider@fibl.org (CH), Silvia Ivemeyer, ivemeyer@uni-kassel.de (DE) Permalink: https://orgprints.org/42444/ ProYoungStock - Promoting young stock and cow health and welfare by natural feeding systems: Dieses Practice Abstract wurde im Rahmen des Projektes ProYoungStock erstellt. Das Projekt läuft von April 2018 bis September 2021 als Teil von CORE Organic Cofund.  Projekt Webseite: https://projects.au.dk/coreorganiccofund/core-organic-cofund-projects/proyoungstock/ Projektpartner: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Schweiz • Universität Kassel, Deutschland • Institute of Genetic and Animal Biotechnology, Polish Academy of Sciences, Polen • Swedish University of Agricultural Sciences (SLU), Schweden • Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), Österreich • Institute National de la Recherche Agronomique (INRAE), Frankreich • University of Catania (UCat), Italien © 2021  ProYoungStock – Practice Abstract 

Trennen und Absetzen von Kälbern in der kuhgebundenen Aufzucht

https://orgprints.org/43341/1/schneider-etal-2021-42549-CORE_Organic_practice%20abstract_ProYoungStock_DE.pdf

Trennen und Absetzen von Kälbern in der kuhgebundenen Aufzucht

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