Postradiogene Dysphagie bei Patienten mit Oropharynxkarzinom

Abstract

Hintergrund: Die Therapie von Oropharynxkarzinomen verursacht häufig Schluckstörungen und kann zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führen. In dieser Studie wurden die Prävalenz und der Schweregrad der Dysphagie von Patienten untersucht, die vor >= einem Jahr eine primäre oder adjuvante Radio-(Chemo)therapie erhalten hatten. Diese Ergebnisse wurden den Erkenntnissen aus unseren Studien zur Dysphagie bei Patienten mit M. Parkinson gegenübergestellt.Material und Methoden: In diese prospektive Studie wurden 36 Patienten eingeschlossen. Zur Beurteilung des Schluckvermögens wurde eine flexibel-endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES) mit verschiedenen Konsistenzen durchgeführt. Zur Klassifikation der Dysphagie wurde die Penetrations- und Aspirationsskala nach Rosenbek (PAS) erhoben. Zudem wurden die Schluckbeeinträchtigungsskala (SBS), Leaking und Residuen dokumentiert.Ergebnisse: Von allen Konsistenzen verursachte Flüssigkeit mit 72% betroffenen Patienten am häufigsten Pathologien (PAS 2-8). Vergleichend dazu war ein auffälliger PAS-Wert bei angedickter und fester Kost bei 53 bzw. 50% der Patienten vorhanden. 11 Patienten zeigten eine Aspiration bei Flüssigkeit (PAS-Wert 6-8). Interessanterweise wiesen operierte und bestrahlte Patienten im Gegensatz zu primär bestrahlten häufiger ein Leaking und Residuen, insbesondere von Flüssigkeit, auf. Die apparative Schluckuntersuchung hatte für 29% der Patienten eine klinische Konsequenz im Sinne einer Veränderung der Schluckbeeinträchtigungsskala.Diskussion: Dass operierte Patienten im Gegensatz zu primär bestrahlten vermehrt Residuen und Leaking zeigen, ist sicherlich durch die veränderte postoperative Anatomie begründet. Patienten mit Oropharynxkarzinom zeigen Pathologien insbesondere bei Flüssigkeiten, während Parkinsonpatienten feste Konsistenzen Schwierigkeiten mit ausgeprägter Residuenbildung bereiten. Dies kann dadurch bedingt sein, dass die verschiedenen Pathophysiologien der Grunderkrankungen sich in unterschiedlichen Phasen des Schluckaktes manifestieren.Fazit: Aufgrund der Häufigkeit der Dysphagie bei Patienten mit Oropharynxkarzinom besteht Handlungsbedarf. Bereits während des Tumor-Stagings sollten Patienten über eine mögliche permanente Schluckstörung mit entsprechenden Konsequenzen für den Alltag aufgeklärt werden. Im Rahmen der Tumornachsorge sollte die Dysphagiediagnostik als Standard erfolgen und vor allem das Schluckvermögen von Flüssigkeiten aufgrund vermehrter Aspirationsgefahr kontrolliert werden

    Similar works